^^E^j-v:- \ \ _i, .. . _ \. ... ., :..-....., \ DIE GEUNDiDEE DES HERMES '"- VOM y STAMMTE DER VER&LEICHEPEN MYTHOLO&l. >'-1 ■'■:■■ ö^r pliilosophisolieii Facultät i,^ zu Erlangen vorgelegt ■.."V ->.:•:• -von Christian Mehlis. '■■■t "' - T?; k. b. Studienlehrer. 'J. ; Tx-l ^'i^ Erlangen, 1875. ^"^^'[r^^'^-'.^^.'-^'h;^ Drnck der Universitäts-Buchdmckerei von E. Th. Jacob. .i 5*» '-• . ■S '^.t.; ' jVr; „r: ■«*t , Erlangen^ 1875. Druck der Universitäts-Buchdruckerei von E. Th. Jacob. V .^. :r'C! 1 '.:--y-f .:.&.. / ;S^>5;"i';;,y-»^^i' Vorwort. Angeregt durch die Schriften Max Müller's er- laubt sich der Verfasser hiemit den Versuch einer von den Beinamen des Hermes ausgehenden Erklärung der Grundidee desselben zu veröffentlichen. Nach der Ab- sicht des Verfassers sollen sich hieran weitere Unter- suchungen schliessen über die Beziehungen des Hermes zu den Gottheiten bei Römern, Gelten und Germanen, die man gewöhnlich mit ihm identifieirt, und über die Frage, welche Gestalten der Mythologie bei diesen Völ- kern seinem Wesen wirklich entsprechen. Bei der Schwierigkeit der Beschaffung der Quellen an kleinen Orten ist er genöthigt von vorn herein zu gestehen, dass ihm manche Hülfsmittel erst später oder gar nicht zugänglich wurden , doch wird es sein Bestreben sein im weiteren Verlaufe der Arbeit das vor- handene Material in vollständigerer Weise beizuschaffen. Die Trockenheit der Namen glaubte er nicht durch Breite der Form vergrössern zu dürfen, daher wählte er womöglich den kürzesten Ausdruck. iHersbruck, im August 1873. Der Verfasser. r-f •■>«> ^- mtMämmmmmmmmmmtM >$ r.'... idealisirt wurden, doch im Ganzen nur an wenigen Punkten den Rayon überschritten, der ihnen von Anfang an zukam. Wie ein sinnliches Wort zum übersinnlichen geworden immer noch, gewöhnlich deutlich, die Abstammung an der Stirn trägt, so ist auch der Stempel des Ursprungs Göttern wie Zeus, Ares, He- phaestos, Hestia zu deutlich aufgedrückt, als dass man im Gan- zen über die ihnen adäquate Grundidee zweifelhaft sein könnte. Anders bei Hermes, der in allen drei Reichen waltet, der in alle Branchen des menschlichen Lebens und Treibens als wirkender Faktor eingreift. Bei dieser Vielseitigkeit ist die Klarlegung des Grundbegriffes, der uns das ursprüngliche Ver- hältniss des Hermes zu den andern Gottheiten zeigte und eine Vergleichung mit ähnlichen Gottesideen bei den übrigen indo- germanischen Völkern ermöglichte, um so schwieriger, da uns auch die Kunstsymbole und die Kunstdarstellungen, deren For- men ja ebenfalls durch den verschiisdenen Charakter des Hermes bedingt waren, keine sicheren Kriterien bieten können. Was die eigentlichen Mythen betrifft, so ist es ebenfalls unthunlich, sie zum Hauptausgangspunkt zu machen: ihr Alter, der Ort ihrer Entstehung, ihre ursprüngliche Beziehung bieten dieselben "^---^--^--^ffrir^i ' ,,„llli.|lllglglllljlll^ ggnn Schwierigkeiten, wie die verschiedenen Funktionen des Gottes und seine vielen Symbole. Was schliesslich die überlieferten Cultusgebräuche anbelangt, so war 1) der Gottesdienst des Hermes auf gewisse einzelne Erschei- nungsformen desselben beschränkt, 2) sind auch bei diesen verhältnissmässig wenigen Cultus- gebräuchen so verschiedene, also unsichere Ausdeutungen möglich, dass wir auch auf diese uns nicht stützen können. Wir -hätten damit so ziemlich das Repertoire der Ableitungs- kategorieen erschöpft ; doch e i n Gebiet bleibt uns. Wie die ver- gleichende Mythologie aus der comparativen Sprachwissenschaft sich entwickelte, so muss auch gegenwärtig jede mythologische Forschung mit den Erscheinungen der Sprache im Mythus, d. h. mit den mythologischen Namen rechnen. Diese Ansicht war schon vor dem Hauptvertreter und Grün- der der vergleichenden Mythologie, vor Max Müller, vertreten durch den Mann, der mit ahnendem Geiste die künftigen Ent- wicklungsformen der Mythologie andeutete: diese Idee sprach zuerst Otfried Müller aus in seinen prolegomena zu einer wissenschafthchen Mythologie. Er sagt dort p. 285: „die Namen sind grösstentheils mit den Mythen zugleich geworden und haben eine eben so natio- nale, als lokale Entstehung." „Dass die Etymologie ein Haupthilfsmittel zur Erklärung der Mythen ist, möchte schwerlich bezweifelt werden können.** Die That Hess dann dem Gedanken Welcker folgen, der in den Namen die einzig sicheren Kriterien für die Bedeutung sah, von der Ueberzeugung ausgehend, dass das Natursystem der griechischen Mythologie besonders noch in den Namen erhalten sei, die bei Homer schon als Reste einer früheren Welt erschei- nen, aber alle Hauptobjekte der Naturreligionen und die Haupt- eigenschaften des göttlichen Wesens darlegen; Namenerklärung sei desshalb ein Hauptgeschäft für den Mythologen. Cf. proleg. p. 340. Er musste aber mit seinen Ideen sich noch auf die griechische Sprache beschränken. Seit Ausbildung der verglei- chenden Sprachwissenschaft sind wir aber in den Stand gesetzt, die verdunkelten Namen der Mythologie, die eben durch ihre Verdunklung theilweise zu Eigennamen wurden (proleg. p. 288), iL'-::..*^-::C>:- durch die von verschiedenen Sprachen ausgehenden Strahlen zu beleuchten. Gibt die eine Sprache nicht die Wurzel, so ist sie zu erschliessen aus der andern, so dass alle mythologischen Deutungen nicht blos auf einer gesunden etymologischen Basis beruhen müssen, und keine Auslegung irgend welcher Mythe berücksichtigt werden kann, die sich nicht auf eine sorgfältige Analyse des Namens der Hauptpersonen gründet (cf. M. Müller Essays II. 141), sondern jede Mythusdeutung erst dann wahr- scheinlich wird, wenn wir in verwandten Mythologieen analoge und identische Namen- und Mythenbildungen gefunden haben. Wir betrachten desshalb die Resultate der vergleichenden Sprachwissenschaft als einen Hauptfaktor für die Wahrscheinlich- keit eines richtigen Resultates bei der Erklärung irgend eines mythologischen Begriffes. Durch diese Yergleichung, die sich auf Namens- und Begriffs- coincidenz gründet und die allein durch Specialuntersuchungen gefördert werden kann (cf. proleg. p. 218, Ares von H. D. Mül- ler, Vorrede p. 1), kann dann auf inductivem Wege allein die Wissenschaft der vergleichenden Mythologie und Religion ge- fördert werden. Einen Versuch, diesen Zweck zu fördern, sollen die folgenden Seiten vorstellen, welche vom Hermes handeln. Freilich die Interpretation eines Namens gibt auch von sprachvergleichender Basis aus noch zu wenig Wahrscheinlich- keit für die sichere Erklärung eines mythologischen Begriffes, zu- mal da viele von den so gefundenen Wurzeln einen viel zu all- gemeinen Bedeutungscharakter an sich tragen, als dass man da- durch das specifische Wesen eines Gottes erkennen könnte. Aber wie die Sprache für die meisten Gegenstände eine grössere Anzahl von Namen hat, so steht uns auch für die ein- zelnen mythologischen Begriffe ein ganzer Kreis von Bezeich- nungen zu Gebote, die wir Beinamen, Attribute, Epitheta nennen. Wie aber ferner im Kampf ums Dasein ein Individuum, eine Spezies über die andere aus verschiedenen Gründen die Ober- hand gewinnt, wie eine Sprache auf die andere einen gewissen Druck ausübt, der zur Unterdrückung, ja Vernichtung derselben führen kann (cf. Schleiche r's Sendschreiben an Häckel über den Darwinismus), so gewinnt nothwendigerweise auch in der Mythologie einer von den vielen ursprünglichen Namen die Hegemonie, die Präponderanz, während die andern veralten; un* HMHiiiki^H^iiiiittiiil^^ ."mf - 8 — verständlich und missdeutet werden, endlich absterben. "Wie schwächeren Individuen, Spezies, Racen, Sprachen, ergeht es auch mythologischen Namen im Kampf um das Dasein (cf. M. Müller, Essays 11. p. 145). Diese ursprünglich im Rang und im Ge- brauch einander gleichstehenden Namen sinken also zu blossen — oft, wenn sie verdunkelt sind, nur phraseologisch gebrauchten — Beinamen, in adjectivischer Form zu Epitheton herab. In der epischen Volksdichtung, die ihrer Natur nach das alt-ehrwürdige conservirt, werden diese Beinamen und Epitheta stereotyp ge- braucht. Die Form derselben bleibt in dieser Poesie entweder unverändert oder sie werden, wenn ein bekanntes anderes Wort lautlich nahe liegt, lautlich und begrifflich mit jenem des besseren Verständnisses wegen identificirt, d. h. der Beiname wird miss- deutet. Es ist ganz dieselbe Wandlung, die auf dem Gebiet der Ortsnamen nach der Besetzung des linken Rheinufers durch die Germanen vor sich ging, wornach aus Lupodunum ein Laden- burg entstand. (Cf. Badische*s Archiv von Mone I. p. 230 f., un- ten igioiipiog^ Curtius, Grundzüge p. 642). ' Die epische griechische Volksdichtung ist uns bekanntlich hauptsächlich in den Homerischen Gedichten, dann den Hymnen und bei Hesiod erhalten; von den Beinamen und Prädikaten, die Hermes in diesen Dichtungen trägt, haben wir also bei Eruirung der Grundidee des Gottes vor allem auszugehen (über die nothwendige Priorität der Poesie vor der Kunst cf. Otfried Müller, Archäologie der Kunst §. 65). l Wie das Wesen dieser Grundidee beschaffen sein muss, können wir aus der analogen Entwicklung der Sprachwurzeln a priori entnehmen: die Grundidee muss vom Sinnlichen aus- gehen, erst später entwickelt sich die mythologische Metapher. M. Müller, E. IL p. 136 sagt: ! „Alle Wörter, die eine abstrakte Eigenschaft ausdrücken, hatten ursprünglich eine materielle Bedeutung; auch gibt es in der alten mythologischen Sprache keine abstrakte Gottheit, die sich nicht mit ihrer Wurzel an den Boden der Natur klammert." Von vorn herein müssen wir desshalb die Erklärung Wel- cker's für Hermes „lebendiger Umschwung des Himmels" etc., J. Grimm's für Wodan „alldurchdringende, schaffende und bil- dende Kraft," weil zu abstrakt und für einen so ursprünglichen Begriff zu modern, ablehnen (cf. M. Müller, E. IL p. 136. Tylor, „Anfänge der Cultur" IL 270). . . >.,i ^^j.i; \' ' -*/-v'f.'.li'**" .■Tgsfr-rri^j. ::y,.ir{^- Wir gehen also von den folgenden besprochenen Postulaien aus : 1) Die Etymologie der mythologischen Namen vom sprach- vergleichenden Standpunkte aus ist das sicherste Kriterium für den richtigen Begriff einer Gottheit bei der Unsicherheit der übrigen mythologischen Kategorieen. -■ 2) Die "Auffindung verwandter Namen, Begriffe, mytholo- gischer Entwicklungen bei den anderen indogermanischen Völ- kern unterstützt die Wahrscheinlichkeit, dass man den richtigen Begriff gefunden habe. Parallelen bei andern uichtarischen Völ- kern, wie bei den Aegyptiern, sind analoge, aber nicht erklä- rende Erscheinungen, die ihren Platz in einer allgemeinen ver- gleichenden Mythologie erhalten müssen. 3) Nicht die Hauptnamen allein, sondern alle Beinamen und Epitheta sind in Betracht zu ziehen — im Besonderen die ver- dunkelten Beinamen, die selbst ursprünglich Eigennamen waren, zu untersuchen — , wenn das Resultat ein annähernd richtiges werden soll. 4) In besondere Erwägung sind die Namen bei Homer, He- siod, in den Hymnen zu ziehen. 5) Die alten Namen müssen alle vom Sinnlichen ausgehen. 6) Die Namen sind also als primäre Basis, als secundäre sind Symbole, Kunstdarstellungen, mythologische Beziehungen, Cultusgebräuche zu betrachten und zwar stets wo möglich die ältesten. Haben wir auf Grund aller dieser mythologischen Bezie- hungen den Grundbegriff des Hermes eruirt, dann können wir daran gehen bei den andern indogermanischen Völkern, bei Rö- mern, Kelten, Germanen der Entwicklung dieser Idee nachzu- gehen und zu untersuchen, in wie weit die gewöhnliche Iden- tificirung des Hermes mit Gottheiten bei diesen Völkern auf mythologischer Wahrheit beruht. In vorliegender Abtheilung wollen wir jedoch nur die Na- men des Hermes betrachten, und der Werth der Arbeit soll nicht nur im Untersuchen einzelner etymologischer Namen bestehen, sondern in der von dem soeben bestimmten Gesichts- punkte aus unternommenen Betrachtung aller vorkommenden Namen und Epitheta des Hermes, die eine fortlaufende Kette bilden müssen, woraus sich dann erst mit Wahrscheinlichkeit ein Schluss auf die ursprüngliche Idee des H. und seine mytholo- gische Entwicklung ziehen lässt. :i' -,-1^^ -. ..:^.i^yv.y|^,^^^^ Quellen und Hülfsmittel. Was den Gebrauch unserer Jlauptquellen betrifft, bemerken wir von alten Classikern vorzugsweise (in den Klammern steht die im Text gewöhnlich gebrauchte Abbreviatur): !, ■ Homer, (II. = Ilias, Od. = Odyssee), die homerischen Hymnen (= H., H. H. = Hymnus auf Hermes), Hesiod, (= Hs., Th. = Theogonie, Op. =: Werke u. Tage), Apollodori bibliotheca (= Apoll. Ap.), Pausanias (= P.), Aeschyhis (= Aesch.), Sophocles (= Soph.), Euripides (= Eur.), He- rodot (= Her.), Pindar (= Pn,), Demosthenes (=: Dem.), Hesychius (= Hes.), Horatius (= Hör.). Andere selten citirte Schriftsteller sind in aus- führlicherer Weise bezeichnet. Die Citate sind hauptsächlich den teubneri- schen Textausgaben entlehnt. - I Von anderen Hülfsmitteln wurden vorzugsweise benützt: Pape, griech.-deutsch. Wörterbuch. 2. Auflage. Pape, griechische Eigennamen, S.A. von Benseier. (= Pape). j Weigand, deutsches Wörterbuch, 3. A. von Schmitthener- ' G. Curtius, Grundzüge der griechischen Etymologie, 3. A. (= C.) G. Curtius, griechische Literaturgeschichte. Vorlesungen im Win- tersemester 18G9/70 vom Verfasser gehört. | E. Curtius, griechische Geschichte, o. A. I M. Müller, Vorlesungen über die Wissenschaft der Sprache, übersetzt von Böttger, 2 B. (= M. Müller L.) M. Müller, Essays, 3 B. autorisirte deutsche Ausgabe (~^ M.Müller E.) Gerhard, griechische Mythologie, 2 B. (= G. M.) Preller, » » 3. A. von Plew (= Prell, gr. M.) Preller, römische Mythologie, 1. A. (= Prell, r. M.) J. Grimm, deutsche Mythologie, 2. A. (= Grimm d, M.) A. Schleicher, die deutsche Sprache. Nägelsbach, homerische Theologie, 1. A. (.i-i^rlV-ÄT-'-i-!-.- ■!<>'■. •*i^^^ :;:; - t- ■•""-'..'""";■" -"—■'■ 11 — ' ■■■" Schömann, griechisclie Alterthümer, 1. B. 3. A., 2. B. 2, A. (= Schöm. gr. A.) Iwan Müller, über Religion und Cultus der Griechen. Vorlesungen vom Verfasser im Wintersemester 1867/68 gehört. Welcker, griechische Götterlehre (wurde mir erst zugänglich nach Vollendung der Arbeit; die Citate sind aus dritter Quelle). Otfried Müller, Archäologie der Kunst, 1. A. (0. Müller. A.) » » prolegomena. (= 0. Müller, prol.) ' . * » Geschichte griechischer Literatur, 2. A. (= 0. Mül- ler Lit.) Dorfmüller, Grundidee des Gottes Hermes, 2 Abtheilungen (= Dorfm. I. u. IT.); zwar manch gutes Material enthaltend, doch in einseitiger Auffassung, basirend auf ägyptischer Mythologie, geschrieben. Gerhard, Hermenbilder auf griechischen Vasen. (= Gerh. Vas.) Tylor, Anfänge der Cultur, 1873, übersetzt von Spengel u. Poske. 2 B. (= Tylor.) Ares von H. D. Müller, 1848. A. Bastian, das Beständige in den Menschenrassen. Hartmann, Philosophie des ünbewussten, 5. A. Von Zeitschriften: Philologus (= Phil.) : Zeitschrift für deutsches Alterthum von Haupt (= Haupt Z.) Beiträge zur vergleichenden Sprachforschung von Kuhn u. Schleicher. Beilagen zur allgemeinen Zeitung (= Beil. zur Allg.) Ausland. Andere selten gebrauchte Schriften sind unten im Texte angegeben. Ausser dem Gleichheitszeichen := wurde auch das Aehn- lichkeitszeichen ^ bei etymologischen Gleichungen eingeführt. Andere Abkürzungen, wie Hermes = H. etc., ergeben sich leicht von selbst. •f''?^';-K^ r^ser ■".•■ ••"-'i.; I. Abschnitt. Beinamen des Hermes. 1. Allgemeine Beinamen, welche H. (= Hermes) als Segens- gott bezeichnen: igiovviog, igiovvijg, dcoTcag idoop, dxdxfjra (nach Aristarch ; nach anderen axccx^ta^ cf. Herodian ed. Lentz), axaxi^(Ttog, aooxog, etxoXog, ;faß^Jwri25, eqix^ovtog. a. iqiovviog od. igiovvr}? (IL 20. 34. Od. 8. 322. II. 24. 360.) der stehende Beiname des Hermes b. Homer und in den Hym- nen nach der gewöhnlichen Ableitung von igt u. op der W. (= Wurzel) in op£-prj-fit (cf. C. p. 300. 677). . i. b. öonMQ ictwp (idcap von ivg gut cf. C. p. 351.) H. H. 18. 12. 29. 8. Od. 8. 335. „Geber des Guten". A c. axdxfita^ nach Döderlein hom. Glossar 1. 132 von äxsitrd^ai heilen, also „der Heiland"; diese Ableitung unterstützt auch Curtius p. 631. nach Andern von « privativum u. xax-og. II. 16. 185. Od. 24. 10. äxaxrjfftog P. 8. 36. 6. von der Stadt Akakesion. Der Name soll von Akakos dem Erzieher des Hermes herkommen; der später erfundene Eigenname soll hier offenbar den Beinamen er- klären. (Call. H. Dian. 143 (ed. 0. Schneider) scheint nicht äna- x^fftog, sondern äxaxriatog gelesen werden zu müssen; äjiaxriffiog kommt sonst nicht vor.) 1 d. Gwxog nach C. p. 353 zurW. in aäo-g gehörig, «^ cwt^^ Retter. , -, */ (Plew bei Preller gr. M. I. p. 320 bringt es in Verbindung mit (TCöxfi'cö kräftig sein; was davon abgeleitet ist.) ■•^■^•'>v%»«Wy'^----' .k;-. - : ■:-,.— 13 - •; - e. evxokog bei Hes. (= Hesycliius): vielleicht mit dem Wt. (= Worte) evxrjloq zusammenzustellen, als eine Ableitung von der W. Fex „willig**. C. p. 130. Plat. rep. 333. a. mit imeixi^g zusammengestellt. - f. x^qid(iü%rig'. H. H. 17. 12. gewöhnlich von x^Q*^ Gunst, abgeleitet, „Gunstverleiher" etc.; je nach den verschiedenen Be- deutungen von xdqig auszulegen; cf. unten No. 12. g. iqix^oviog: Pr. g. M. 164. C. p. 138 übersetzt es mit „Gutland". Beiname der segenspendenden Götter. 2) Spezieller Gott der (ländlichen) Fruchtbarkeit: xovqoTQotpogj naidoxvQijg, ejti&alafittiig^ av^Cdfjfidg, xqto- (poQog^ TQoq)copiog, TtoXvytog. a. xovQOtgo^og, Pfleger des Arkas, Heracles, Dionysos, als solcher dann auch in Gymnasien und Palästren verehrt. P. 8. 39. 6. nach P. 1. 2. 5. führte nach Hermes in Athen ein Gym- nasium seinen Namen. b. TtaidoxÖQTjg nach Hes. Beiname d. H. bei den Metapon- tiern. „Kinderscheerer", weil den Kindern in der Pubertät die Haare geschoren wurden; cf. C. p. 142. c. inidaXafiltrig u. ccv^tdijfiog Beinamen d. H. nach Hes. auf Euboea. Die Bedeutung von av^ldrjfiog „Mehrer des Volks* ist klar, bei eTti^aXaiiltrig fragt es sich, ob von d^dlafiog Braut- gemach abzuleiten (Benseier: „Hochzeiter") oder zu ^alafilrrig „Ruderer" zu ziehen ; im 2. Falle würde es sich wie ^aXdaffiog, inaxTiog auf die Schifffahrt beziehen. Gerhard schwankt zwi- schen beiden Beziehungen. Wegen av^ldfjfiog am besten auf &dXafiog zu beziehen. d. xQiotpoQog: P. 9. 22. 1. besonders zu Tanagra „Widder- träger", als Heil- und Sühnegott; cf. unten. e. Tgofpwvtog. Cic. de nat. d. 3. 22 ; Beschützer der Aecker, (G. M. 274.3), dem Zeus als solcher gleichgesetzt (G.M. 281.2); das Wt. von vgeifcd „Nährer" ; ^'Iffxvg == Valens, ein arkadischer Heros, u. Koronis seine Eltern. f. noXtyiog: P. 2. 31. 10; sein Beiname in Troezene. He- racles stiftete bei seinem Bilde seine Keule. Seine Abstammung von ^'I(Txvg^ die Form lg für ylg bei Hes., ylffxvg neben iffxvg rechtfertigt die Ableitung des W. noXvyiog von lg = ylg Kraft, also „vielkräftig", „vielsehnig". (Cf. C. p. 362; Ahrens allerdings Dialect. u. Kühn. gr. Gr. P. p. 75 f. erklären sich gegen die Echtheit dieser Glosse; die Ableitung von y£a = l'a = apS^ij -ätLäuAik^ .Jt^iätitit,. .■.a^aaa..-^j,r.---t^jc ■^iaf-^V:.. ^, , .. .-^jLiJjitf ,-,|-g|tai '. -.V^,'''*! '^ . — 14 b. Bensei er, also = „vielblüthig", hat weder in der Etymo- logie noch in obigem Mythus Anhaltspunkte.) 3) Desshalb auch Heerdengott : vofiiog^ inifi^XtOg, olonokoq. P. 2. 3. 4. a. voiAiog: Aristoph. Thesm. 977, H. 14. 490. Phorbas wird durch ihn bereichert; als solcher ist er besonders in Arkadien verehrt. b. inifAi^hog: H. auf Pan. 32; P. 9. 34. 3; besonders sein Beiname in Koronea.* c. olonolog: H. H. 314. Der Grundbegriff des W. nel ist nach C. p. 429 „kehren, wenden**, dann transitiv „das Vieh trei- ben"; also = „Schaftreiber, Schafhirt". , 4) Der Gott des Reichthums (pecu-ni-a) überhaupt : xq^^öq- qanig, i&vg)aXXix6g. ! a. xQ^^OQQanig „mit goldenem Stabe" ; gan-l-g Ruthe, Stab C. p. 327; der goldene Stab wirkt segenspendend: ' H. H. 529. oXßov xal nXovtov dwaon nsqixaXXea qcißdov. b. id^v^aXXixög: Cic. de nat. d. 3. 22, Her. 2. 51; so hiess H. als Gottheit in Hermenform; der aufgerichtete Phallus ist das Symbol der natürlichen Fruchtbarkeit; cf. G. M. 501. 3. 5) Das Wesen des H. als xQ^^^QQ^^^i erklärt weiter seine Eigenschaft als Gott des gewinnbringenden Handels und Verkehrs. Als iqiovviog war er für die Hirtenstämme der vofiiog, für die Schiffer der &aXddp eQfiaiov = halb Part. (Breal bei M. Müller L. II. p. 574 zweifelt, ob eg^aiov zur Hermesidee oder zur Begriffbestimmung der Grenze gehört: ein Zweifel, der sich wohl durch die gegebenen Analogien erledigt.) c. Gott der Diebe : xXiTttTjg, xXexptfpqwv: H. H. 413. (Diese Eigenschaft hängt jedoch auch zusammen mit seinem Attribute doXiog^ cf. weiter unten s. ö,6Xiog.) Cf. Hippon. fr. 1. (fxaqmv eratge^ H. H. 292. agxog (pijXri- tdcov; Eur. Rhes. 217. (priXriTwv ava^. =z „Herrscher der Fäl- scher**. So ward natürlicher Weise der igiovviog zum xegStSog und ayogaiog, zum Verkehrsgotte. Da für den Landverkehr und Binnenhandel Märkte, Plätze, Strassen von höchster Wichtigkeit waren, wurde ihm das Amt des Wächters über Plätze, Strassen, Thore übertragen. Als solcher heisst er 7) nvXijdöxog, fftgotpaiog, 6 Tigög xfi nvXlSi oo ngonvXaiog, ngövaog, odiog^ ivöSiog, iTutiginog, r^ysiioviog, ayi^tiag, (piXiog^ aycijptog, ivccywvlog. a. nvXfidoxog „Thorwart", 66xog von W. Sex (C. p. 461); cf. H. H. 15. Als solcher ist H. verwandt mit Kerberos =: sarbara (sar- bara von skt. sarbari = Nacht). In der Bedeutung ist Ker- beros = Särameya; cf. M. Müller, E. IL p. 162 f., p. 329. 17. Kuhn in Haupt's Ztschr. IV. p. 129 nimmt K. als ur- sprüngliches Beiwort des H., daher hätten die Griechen im hunds- köpfigen Thot ihren H. erkannt, der vielleicht selbst ursprüng- lich in Hundsgestalt gedacht wurde (cf. Cic. de n. d. 3. 22). Kerberos dreiköpfig, ebenso H. als tgixi(faXog\ cf. M. Müller L. H; p. 442; cf. unten bei Särameya (über K. cf. Apoll. 2. 5. 12; bei Lucian dial. mort. 21 tritt er persönlich auf). . Jatstak^^iiL^A^^ ,-.i^.-eA ;-^i. i^iiyiiHiliMiiiiiiMiii ^?^^*T<^^f^' - 16 - • ' ^■'■m ■ . ■ . -■"»■■ b. (TtQO(paiog: Aristoph. Plut. 1153 als Pförtner neben den Thürangeln; der Scholiast bemerkt dazu: ' 'J' ini anoTQOTi^ tcov aXXtav xXsTtTcSy, das Wt. ist zu verglei- chen mit GtQOcpsvq "=. cardo. c. 0 nqbq tfi nvXlöi: so hiess ein Hermenbild an einem Thor- chen «N9 TTQonvXaiog^ dem Beinamen einer Herme an den Pro- pylaeen in Athen nach P. 1. 22. 8; /r^oj/aog hiess er in Theben nach P. 9. 10. 2 := „Tempelhüter" ; er nimmt mit diesem Namen eine ähnliche Stellung wie der römischen Janus ein, mit dem er darnach in mythologischem Zusammenhange stünde. j Das Wt. Janus, dessen Etymologie von Wichtigkeit ist we- gen der Ableitung von Hermes und einiger scheinbar damit zu- sammenhängender Wörter, leiten Schömann und Preller ab von I Dianus «>» Diovis — Jovis «« Diana — Jana — Juno (cf. Pr. r. M. p. 588; Juno kommt jedoch vom Stamm Jov). M. Müller L. II. p. 419 stellt die Gleichung auf: ' Ju : Zeu = Jan : Zen, und Jan ist nach ihm == dyav-an im Sanscrit. ' (Cf. Tert. Apol. 10. a Jano vel Jane ut Salii volunt; also hier das Wt. Jan und Janus; die Perser hiessen nach Hes. den Himmel Jlav.) Jan-pater wird ferner nach M. Müller wie Jupiter als ein Wort gebraucht und ist eine zweite Personification des Dyu, des Himmels, die jedoch mit besonderer Beziehung auf das Jahr d. h. auf Mass und Zeit, also die Ordnung der Dinge, ange- wandt wird. I Die Ableitung Cicero's de nat. d. 2. 27 von ire verwirft Prell er als undenkbar und zwar desshalb, weil Janus nicht b 1 o s ein Gott der Thüren, des Ein- und Ausgangs war ; cf. Pr. r. M. p. 149. Er stellt gleich Schömann, M. Müller Janus (= Dianus «c Jupiter =. der Lichte) als alten Sonnengott, als Pförtner des Lichtes hin. ' Corssen, Ausspr. u. Vocal. P 213 will Janus von jan-us Durchgang ableiten; Curtius p. 564 interpellirt ihn desswegen mit den Worten: „wer wird es glaublich finden, dass janus Durchgang, jänua, jänitor ihre Benennung erst vom Gotte Janus erhalten haben?" Er glaubt alle diese Wörter, also auch Janus könnten aus der W. ja, einer alten Weiterbildung der W. i her- vorgegangen sein fiS9 sä-nus von sa, fä-num von fa, dö-num von I !■! II riiii \iämatt\butk\itk\tt\'ii -'f^Wm^'^yW^^^W^ff^^'^'^ r'i mT ^.:'-^' '■:^f- ' -f,- ■j' — 17 - do, sk. ja-na-s „geh-end". (Dann hätte also der als Etymolog verachtete Cicero auch einmal Recht.) Ja-nu-s wäre also nach Curtius der Gehende, der sich Be- wegende, d. h. ein Gott der Bewegung, der Bedeutung nach = Saramä, »die wandelnde** von sar, ire: ein Coincidenzfall der Bedeutung, den wir in seiner mythologischen Bedeutung weiter unten betrachten werden. Hier ist für uns von Wichtigkeit folgendes: 1) Recipiren wir mit Müller, Preller, Schömann die Gleichung Janus = Djanus, so liegt bei der Aehnlichkeit der Bedeutung von janus, janua, janitor und der Yorstellung vom Gotte Janus als Pförtner in späterer Zeit der Gedanke nahe, dass die etymologisirende Phantasie des Yolkes erst unterstützt durch die lautliche Identität der vorher begrifflich isolirt stehen- den Worte Janus = Djanus und janus = janua die Vorstellung von Janus als dem Pförtner des Himmels, wenn nicht erst ge- schaffen, so doch einseitig entwickelt habe; die Wahrscheinlich- keit dieser unbewusst reflektirendcn Thätigkeit wird unterstützt durch das weiter unten ausgeführte analoge Beispiel des mytho- logisch verwandten Begriffes von Hermes in seinem Yerhältniss zur W. Sgy, igy. 2) Folgen wir in der Ableitung von Janus und janus i= janua den Alten (deren Vertreter Cicero ist, cf. Teuffei, Literat, d. Römer p. 288 über Cicero's de nat. deor. Bei der Abfassung des 2. Buches (stoische Lehre) stützt C. sich hauptsächlich auf die Stoiker Kleanthes, Chrysippus, Zenon; die Stoiker sind als Etymologen bekannt, cf. Schömann, Ausgabe v. de nat. d., Einleitung zum 2. B. p. 98. C. nahm bei der schnellen Verfertigung dieser Compilation sich wohl auch kein'e Zeit zu selbständigen Etymologien) und dem Etymologen der Neuzeit Curtius, so hätten wir hier eine Doppelbildung zu constatiren, die von der gemeinsamoji W. ja ausgehend in ihrer Anwendung 80 divergirte, dass das eine Wt. nur linguistisch verwendet wurde das andere im Dienste der Mythologie funktionirte. Später wur- den dann beide Aeste der W. ja, in der Bedeutung gleich ge- worden, zusammengeworfen, und nun entweder das mythologi- sche Wort vom linguistischen abgeleitet, oder umgekehrt, wie bei Corssen. Besonders wichtig wird diese Erscheinung der getrennt zu haltenden Funktionen der W. ja in Janus und janus Mehlis, die Grundidee des Hermes. 2 £ä«^ : vv •'■ '^p!^^'^'^- . .■■■*. .. ~:- ••■■"' ■l'f^.f^.:?.->y^^'r - 18 in analoger Anwendung für das Verhältnisa von ^EQfAtjg zu den scheinbar derselben W. entstammenden Wt. : I SQfia, €QfA(xlI,(o, €Qfji,ax€g, iQfiäg=€Qfidp, egfiautg, egfiafffia, iqiiafffiog, igfiaril^co, igfiaTlttig, iqfilg =■ iq^Cv, kqyiilöiov, iQfjLoylvg)Svg. ' Die meisten dieser Wt. gehen wohl nach ihrer Bedeutung auf die W. ig (älter (reg) zurück, die durch y verstärkt in egyco , egy^Kx, h'gyvvfii sich findet. Sie ist wahrscheinlich auch enthalten im sk. svar, litth. svar-a-s Gewicht, Pfund, svär-ti-s Wagebalken, Gewicht, im ahd. suari, md. swere, ahd. svaran (urspr. suär-i-an) beschweren; sie bedeutete: schwer machen; be- schweren, stützen. Von der einfachen W. ig sind abzuleiten: I ig-fid-ll,(o beschweren, stützen. eg-fAU-Gfia = egfia, €g-iia~(Tfi6g das Beschweren, Stützen = eg-iia-aiq. i kg-iia-tl-^M rr kg-iid-X,(o. eg-iia-ti-trig beschwerend, stützend. ' ! ig-fjLig =: sg-filv Stütze, Bettpfosten. Dagegen von der durch y verstärkten W. ig oder kg in hgyM, elgyM , e'igyca (im lat. arc-eo ?), welche die Bedeutung „einschlies- sen, trennen", annahm, ist agx-og, elgx-Tij „Gefängniss", im lat. Herc-ul-es abzuleiten; ebenso wird egfia = Bande, Fessel für egyfxa stehend von dieser W. abzuleiten sein. Von der W. ig = (T€g^ scr-o, (sk. in sar-at Draht) „anreihen** kommt sg-fict^ „ein Haufen von Steinen , Schutt" ; besonders ist das Wt. ge- braucht, um die Steinhaufen der Hermenbilder, denen jeder Vor- übergehende einen Stein zuwarf, gleichsam als eine ser-i-es von Steinen zu bezeichnen. In der Grundbedeutung „Felsen, Klippen" stimmt egiia^ mit eg^ia überein; cf. Dio Chrys. or. 78. p. 763 doffte fisydXa egiiata d^goi- Ü^effd^ai Xid^wv] auch dipetrjgiov sgfia gehört hieher. | Aber nicht nur egfiaxeg und egfiata hiessen diese Steinhaufen, die das natürlichste und einfachste Mittel zur Angabe von Grenzen und Wegen abgaben und in dieser Weise in Tyrol, bei den Mongolen, in Tibet, Peru gebraucht wurden (nach Strabo 17. 818 in Egypten, Strabo 8, 343 in Elis, cf. den Aufsatz im Glo- bus XXVn. N. 12. 13), sondern auch ig^id-i-a (sei. äxga oder etwas ähnliches) von igfiaiog, einer Adjektivbildung vom Stamme in egfia, egfia^. •s. j i^-i^: j^-ijvr ' • :f?s??r?;". >.'-t->r- r- ,- • ■■i-^l::^'^~-:-- :-v~ *■:>,% ■.^^•'«-•^■- — 19 - Eine Deminutivbildung dieses Stammes in €Qfia, igfia^ etc., der den Begriff der Grenzsteinhaufen ausdrückte; wäre eg-iAi-di-oy, dessen Vorkommen allerdings beschränkt ist auf die Bedeutung „kleiner Herme" als Deminutiv von Hermes; cf. Arist. Pax. 924, Die Frage liegt nun nahe, ob das W. iQfAtjg, das in der Kunst- sprache jeden Kopf bedeutete, der in einen viereckigen Fuss- pfeiler oder eine freistehende Säule auslief, in dieser allge- meinen Bedeutung nicht ebenfalls wie €Qfia, eQfxa^ etc. zur W. ig zu ziehen sei. Was den Begriffübergang von Stütze in Säule betrifft, so haben wir diesen in CTiJ^iy, czvlog', jede Säule ist ja, auch wenn sie freisteht, eine Stütze, nur in latenter Weise. Während die Steinhaufen in Griechenland, die egfiaxeg, bereits nur noch das Hermesbild umgaben, es stützten, stehen in andern Gegenden diese Haufen noch anstatt der Wegsäulen, oder beginnen, sich dem Begriff der Säule durch auf ihnen aufgerichtete Stangen, Phallus, Kreuze etc. zu nähern j cf. den citirten Aufsatz im Globus. Der etymologischen Bildung von <7zrij-^i/, (TTv-Xo-g entspräche die Bildung von eg-fia, ig-fii-ag (igfi^g)] ein eventuelles Be- denken wegen des Masculins bei igiJLijg würde sich durch das Analogen von fftvXog heben. Formell Hesse sich also gegen die Ableitung d. Wt. igfi^g von der W. ig nichts einwenden, doch müsste auch die Bedeu- tung entsprechen. War die Bedeutung von igfii^g^ Stütze oder Steinmal, allge- mein, und nicht von Anfang an durch eine „confusion de mots" der Gott '^Egfiijg mit dem Appellativum igfjtijg identificirt, so müssen solche Hermen sich auch von Anfang an bei der Dar- stellung anderer Götter finden, lautlich das Wt. mit andern Götter- namen zusammengesetzt erscheinen. Und in der That beiden Forderungen geschieht Genüge Zuerst wollen wir die Zusam- mensetzung, d. h. den ursprünglichen allgemeinen Gebrauch des Wt. igfAi^g mit sprachlichen Gründen constatiren. So finden wir eine ^Egfia^rjvti^ d. h. eine Herme oder Bildsäule der Athene auf einem viereckigen Fusspfeiler (cf. Cic. ad Att. 1. 1. 5 Herma- thena tua valde me delectat; Find. Olymp. H. 93; auch auf Münzen finden sich solche Darstellungen). Mit dem H. hat diese Hermathene an und für sich ursprünglich gar nichts zu thun ; das igfi'iijg) drückte blos den Begriff der Stütze (Säule, rJJääiiÄliiü^tä^Siiiii&uäiii V'-V'v - 20 - - Pfeiler) aus, auf dem sich der Kopf der Athene erhob. Erst später wurde dies Verhäitniss missverstandcn und confundirt mit den Beziehungen zwischen dem Gotte H. und der Athene, die allerdings in älterer und jüngerer Gestalt manches gemein haben, und desshalb durch den Mythus in mythologische Yerbindung gesetzt wurden (cf. unten), Beziehungen, wodurch sich dieses etymologische Missverständniss erklären lässt. Dieser Vorgang findet aber ferner Statt bei Dionysos, der ebenfalls als Herme gebildet wurde (cf. O. Müller 383. 3, Seh ö mann, g. A. IL p. 173, G. H. a. V. p. 485), bei Heraclesin Hermeracleen (Cic. ad Att. 1. 10), bei Eros in Hermeroten (Plin. 36. 5. 10), bei Pan in Hermopan, bei Aphrodite in Hermaphroditos : ursprünglich der Name für Hermen nach Prell er, gr. M. p. 420, worauf die Abzeichen beider Geschlechter sich befanden. Eine Herme des Hermes ^^yrjtcog stand ferner nach P. 8. 31. 7, sowie Hermen des Apollo, der Athene, Poseidons, des Helios Soter und des Heracles im heiligen Bezirk zu Megalopolis. Ist etwas entscheidend für den Beweis der Identität von Herme und Stütze in diesen Zusammensetzungen, so ist es diese Notiz des Pausanias. Diese sechs Gottheiten waren im tefisvog zu Megalopolis wahrscheinlich im Kreise aufgestellt und zwar auf dem Untersatze, der eben kqiirig heisst (analog dem G%r\-Xfi wäre vielleicht eine verlorne Bildung eq-iiri anzunehmen). ^EQfjLovxog hiess ferner nach Athen. 10. 416 eine Statue der De- meter in Delphi 3= „von einer Herme gehalten", „hermenförmig". Was die Bedeutung der Herme als Ausgangspunkt der Ent- wicklung zur Plastik betrifft, so wollen wir nur bemerken, dass diese Zwitterbildung, halb orij^i/, halb elxoav, den Uebergang von der anikonischen Periode zur ikonischen bildete, und dass diese Darstellung sich später bei der Ausbildung der Plastik auf ge- wisse Kreise beschränkte. Arkadien scheint, wie es sich in reli- giöser Beziehung auf den alten Naturdienst im Gegensatz zur Verehrung des idealisirten Olympierkreises beschränkte, auch in der plastischen Darstellung seiner Götter auf der älteren Stufe stehen geblieben zu sein, wie die Bilder zu Megalopolis beweisen; atuch Zeus als Herme P. 8. 48. 4. Dass besonders bei Hermes diese ältere Bildung als Herme beibehalten wurde, erklärt sich aus seiner Funktion als Weggott; hier war aus praktischen Rücksichten eine säulenförmige, viereckige Bildung nothwendig. Die Hermenbildung selbst ist als eine nothwendige, korrekte fc«fc.^i^.j .,:.. ;-i..„...l ,. ' ' - 21 — Phase in der Entwicklung der Plastik zu betrachten, was eine ;: künftige vergleichende Kunstgeschichte näher beleuchten wird (cf. Schömann, gr. A. H. p. 173 f., 0. Müller, A. §. 67, Hellas von Fr. Jacobs p. 372, Eeber, Kunstgeseh. d. Alterth. p. 261 f. über die Selbständigkeit der griechischen Plastik; wie uns die mythologischen Erscheinungen bei Griechen und Aegyp- tern höchstens parallele Phasen sind, so auch die archäologischen, cf. die Vergleichung der Pfeilerverehrung bei vielen Völkern, Tylor. II. 162—168. Wir erinnern an die hermenhaften Bilder zweier Götzen im Centralmuseum zu Mainz, die dem Cultus der alten Deutschen angehören sollen. Auch die Stele am Löwen- thor in Mykene scheint hieher zu gehören, Reber p. 181. Trug diese nach Bötticher ein Gorgoneion, so war sie die symbo- lische Darstellung einer mit dem Gorgoneion in Verbindung stehenden Gottheit, also eine Herme; war sie eine reine Stele, so haben wir damit den Uebergang von der rohen, rein symboli- schen Steinverehrung zum Hermenkult , der in der Plastik der Ausdruck für den Beginn der anthropomorphisirenden Auffassung der Gottheit ist). Aus diesen Anführungen möchte hervorgehen, dass analog dem Janus und janus auch '"Egfifjg und iQfJkijg =z egfia ur- sprünglich mit einander nichts zu thun hatten; aber durch den Gleichlaut wurde die mythologische Bedeutung des Nomen prop- rium stark in der Richtung des gleichlautenden Appellativum's beeinflusst. Wir wollen zwar nicht behaupten, durch die Identität der Form wäre eine neue Richtung des mythologischen Begriffes hervorgerufen worden, doch muss die Möglichkeit zugegeben werden (cf. die Geschichte des Christophoros etc. bei M. Müller L. II p. 506, die für die Umwandlung von der Wortbedeutung durch äusserliche Faktoren höchst instruktiv ist: wie es eine regelmässige und unregelmässige Lautvertretung, also Sprachent- wicklung gibt; so auch eine regelmässige und unregelmässige Bedeutungsentwicklung; einen Faktor in letzterer scheint obige , Beeinflussung anzudeuten: den Werthund Einfluss des Gleich- lautes). Doch ist es jedenfalls sicherer, bei den zwar innig ver- wandten, aber doch selbständigen Gebieten der Religion und Mythologie nur einen gewissen Grad von Beeinflussung des Mythus durch das Wort im Sinne einer gegebenen mythologi- schen Basis anzunehmen (hier ist diese mythologische Basis der iqiovviog als atqotpatoq und ipodiog)^ als rein durch die gleiche - 22 - Form ohne, schon im Begriffe des Gottes, wenn auch nur latent liegende, entsprechende mythologische Basis die Veränderang des Gottesbegriffes eintreten zu lassen. Wir haben hier auf my- thologischem Gebiete die Wirkung des Parallelogramms der Kräfte: der eine stärkere Faktor ist die Grundidee des Gottes Hermes, der andere der Einfluss des Wortes igfirig = €Qfia = Wegsäule; die Resultante; die Verstärkung und Entwick- lung der Bedeutung des Hermes ivodioq, die falsche Inter- pretation der mit Götternamen zusammengesetzten Hermen, die Erweiterung der Mythologie schliesslich in Bezug auf die a priori fälschlich angenommene Zusammengehörigkeit dieses resultirenden Hermes mit Athene, Heracles, Eros, sodass die Schwierigkeiten der Untersuchung über den wahren Zusammen- hang des H. mit diesen Göttern durch diese Missdeutungen be- deutend erhöht werden. Wir haben also hier eine Confusion von zwei Wt. zu con- statiren, die im Bewusstsein des griechischen Volkes ganz natür- lich vor sich gieng, da diese Confundirung unterstützt wurde durch den in H. schon a priori liegenden Begriff des iqiovvioq^ ivodiog. Cf. darüber den bei M. Müller L. H. p. 273 entwickelten Grundsatz: „Verschiedene Wörter können in einerund derselben Sprache dieselbe Form annehmen"; cf. log Gift r=z sk. risha; iog Pfeil = sk. ishu. vaca nähen = sk. nah; vioi fliessen = sk. snu; vi(o kom- men = sk. nas etc. Zu constatiren ist desshalb ferner in Bezug auf die Etymo- logie des Wt. Hermes, dass dasselbe trotz seiner Convergenz mit €QfAcc etc. von einem anderen Etymon abgeleitet werden kann; ja diese Möglichkeit wird sogar zur Wahrscheinlichkeit, da der Gleichlaut bei verschiedenen Gebieten nach den vorhergehen- den Beispielen von vornherein auf Verschiedenheit der W. hin- deutet. Sollte daher in anderen indogermanischen Sprachen, beson- ders im Sanskrit, eine für den Begriff des Hermes passende W. oder gar dasselbe Wort sich finden lassen, so würde die Wahr- scheinlichkeit der Richtigkeit dieser eventuellen etymologischen Gleichung durch die vorausgehende Untersuchung bedeutend grösser werden. d. odiog, ivodiog. Manches auf diese Beinamen bezügliche ist schon oben beigebracht worden, hier ist noch zu bemerken: auf Kreuzwegen gab es den Hermes tQixigtaXcg, tstqaxicpaXog (cf. Janus bifrons) nach Hes., Phot. Lex. 15, 17: der Namen rich- tete sich wahrscheinlich nach der Anzahl der Wege. Die Gestalt der Hermen des Hermes war ein tetqayMviov ffxrnia (P. 8. 31. 4, 0. Müller, A. § 67. Anm.), aus dem das Obertheil, d. h. der Kopf öfters mit dem Hute bedeckt herauswuchs; cf. Gerhard, H. a. V. Tab. 1. 2. 3, Macrob. 1. 19. 14: pleraque olim simulacra Mer- curii quadrato statu figurantur solo capite insignita et virilibus erectis. Hier heisst insignita nicht blos allgemein „kenntlich**, sondern (analog dem insignitor r= EQiio-Y^vcpevq „Graveur** Augustin de civ. d. 21, 4) „freigearbeitet** und zwar allein am Haupte. (Die ithyphallische Bildung ist bei den Göttern der schaffen- den Naturkraft überhaupt charakteristisch, so bei Dionysos (DaXXriv P. 10. 19. 3. Bei H. erhielt sie sich mit am längsten^ weil eben die Hermenbildung fortdauerte). Nach Her. 2. 51 waren diese ithyphallischen Hermen des H. pelasgischen Ursprungs, nach Athen. 5. 200, P. 6. 26. 5 ohne Hände, Füsse und bärtig (cf. Gerhard, H. a. V.); später fiel jedoch die ithyphallische Bildung und der Bart weg, nachdem sich der H.begriff nach verschiedenen Richtungen entwickelt, und die mythologischen Anschauungen der Griechen sich idealisirt hatten. Diese Hermesbilder, die auch mit Inschriften versehen waren (Plat. Hipp. 229 etc.), führten zur Unterscheidung Spezialnamen : o fjLiyag, o ^Avdoxldov , "'InnaQXBiog ^ xpid^vgifftrig, in Athen cf. Dem. 59. 39. o nagd tö Oogßavtsiov (Heroum des alten mit H. in Zusammenhang stehenden Heros Phorbas in Athen), iv At- yicog nvXaig. In Athen gab es eine Hermenstrasse und Hermen- halle (atoct noixlXri). Was die Verbreitung der Hermen im engeren Sinne betrifft, so waren sie als Wegweiser in ganz Griechenland zu Hause, be- sonders aber ausser in Attika im pelasgischen Arkadien. (G. M. 273. 3). Da aber diese Hermen, die anfangs blosse Steinhaufen waren, nicht nur zur Weg-, sondern auch zur Grenzbezeichnung dienten, so wurde er durch die erwähnte Confundirung und durch natür- liche Entwicklung zum S--V .«f;- ^^hmMkgjjjj^^^^jj^^ '.'•' ■ .■pfSt" ■ ■.... :^/^l^;'' :;''r^^-'^;}:'-^M^'''^; Vi — 24 — e. ini-tiQuioq = terminus nachHes. (P. 2. 37. 7, 3. 11). Hier sind die '^Eq^ial^ welche die Grenze zwischen Lacedämon, Tegea und Argos bilden, offenbar errichtete Steinhaufen, keine Hermen- bilder). Dass dieser Hermes ini-tiqiiioq nicht nur lautlich = Ter- minus, sondern auch begrifflich, wird später bei Mercurius be- sprochen werden. Hier nur die Aehnlichkeit in den Cultusge- bräuchen: Die Hermen wurden nach Theophr. Char. 16 mit Oel gesalbt, ihnen Kränze, Bänder, Erstlinge dargebracht; dieselben Gebräuche nach Prell, r. M. p. 230 bei Errichtung der termini (cf. die Salbsteine in der Genesis). f. ^ycfiopiog, dy^tcoQ, (flXioq. Als Gott der Wege war H. auch der Wege kundig, daher als Führer ^ye^ioviog von den Jägern verehrt. Bei Arr. de ven. 34 werden diese seine Eigenschaften verbunden: ovdk'^Eq^iov ivoölov xai riyefioyiov. Uebertragen wurde er zum '^ye^ioptog oder äy^- TMQ auch im Krieg ; in dieser Eigenschaft opferten ihm die Stra- togen zu Athen im Frühjahr (ayjJT«^ in Arkadien P. 8. 31. 4). Mit dem Beinamen (plXioq galt desshalb sein Name als Parole (Polyaen. 3. 9. 21). (DlXioq von (plXoq C. p. 538. a/iJTWß: ^yritcog cso ay in ccyepv: ^y in ^ysitrd^ai. Beide Wt. bedeuten „Führer**. {(flXioq ist auch ein Beiname des Apollo und Zeus. Man braucht auch dies Wt. ohne speziellen Götternamen: sine nqoq QhXlov Plat. Gorg. 519). Die H.namen fiy€[i6vioq und «yijrcö^ lassen sich mit ipodiog verbinden und davon begrifflich ableiten, sie erklären sich aber auch durch den allgemeinen Charakter des H. , des glück- und segenspendenden iqiovvioq und GMxoq, übertragen auf spezielle Verhältnisse. i g. ciyMViog, ivaycüviog. Pind. Isth. 1. 85. P. 5. 14. 7. Pind. P. 1. 18; dieser Beiname zuerst bei Pindar. j Als iqiovviog, xovgoTQo^og, äy^Tcog ist er auch der Sieg- verleiher bei den Wettkämpfen, der gewandte Gott der Gym- nastik, der Schutzpatron der Epheben ; cf. 0. Müller, A. §. 380. Mit allen diesen Prädikaten wirkt H. als segenspendender ^Eqiovviog auf der Erde, er begünstigt den Segen der Heerde, wirkt auf das Wachsthum von Mensch, Thier und Pflanze, be- schützt Haus und Hof, Strassen und Wege, bringt dem Waid- mann und Krieger Heil auf ihren Zügen, beschirmt Seefahrer und Soldaten, Wettkämpfer und Epheben, unterstützt Kaufleute und Diebe: dies Alles ohne weitere Berührung mit dem Olymp als blosser Erdengott. Ein neues Element kommt aber in die Entwicklung des H. vermöge seiner Funktion als Beschützer und Beförderer des Ver- kehrs nicht nur auf der Erde, in internen Verhältnissen, sondern auch in den Beziehungen zwischen ErdeundHimmel. 8) didxTOQog^ dQys'i(p6pTf}g , ivffxo/iog, levxög^ (pai- Sgög, 'ndvoxjj, Jiog xqöxig^ Jiog XdtQig, Jiog ayyeXog, atdc- S^aXog dyyeXicotijg , evdyyeXog^ x^qv^ S^emv, vmjgiTijg ^€mv, xi^QV^^ aiTTvtrjg, olvoxoQg^ novsvfievog^ daitog haiqog. a. dtdxzoQog. In den ältesten griechischen Schriftdenkmälern, Ilias und Odyssee, kommt dieser Beiname verhältnissmässig am häufigsten # vor, besonders in der Odyssee, „weil, wie Prell, gr. M. p. 327 richtig bemerkt, er weit mehr mit den Werken des Friedens, als mit denen des Kriegs zu thun haf*. In den nächstältesten Schriftwerken bei Hesiod finden wir diesen Beinamen im Ver- ^■- hältniss zum Vorkommen des IL selbst ebenfalls sehr häufig, wenig oder gar nicht bei den Schriftstellern der 3. Periode, bei Aeschylus und Pindar. In der II. seltener, so 2. 103; in der Od. gewöhnlicher Beiname 1. 84. 5. 94. 8. 335, 338. J; 12. 390. 15. 319 etc.; bei lies. Op. 77. Bemerkenswerth ist die häufige, ja gewöhnliche Verbindung von didxTOQog mit dem Beinamen agyei^optrig ; so II. 2. 103. Od. 1. 94. 5. 84. 8. 338 etc. lies. Op. 77. Mit ttQysiqfopTfig wird sonsl; nur noch verbunden j^ ivcTxoTiog Od. 1. 38, xXvtog Hes. Op. 84. didxTOQog ist desswegen für einen archaischen Beinamen zu halten, der besonders in der epischen Poesie gebräuchlich war und gewöhnlich in der Verbindung mit dQyel(f>6vt'rig auftritt. Wie eQiovviog kommt auch dtdxtogog ^AqyEi(p6vtfig selbst- ständig vor, 11. 2, 103. Od. 5, 94 etc., ebenso dQy€i(p6vtfig H. H. 29. 7.: ein Beweis für das Alter der Beinamen und die früh- ere selbstständige Rolle, die sie spielten. •^ "Wegen der alten Verbindung der beiden Namen ist auch der eine ohne Rücksicht auf den anderen nicht zu erklären, sie sind solidarisch; für ihre enge Verbindung zeugt nebenbei das Fehlen einer Conjunktion ; weil bei didxtogog weiter kein Attri- - ■•'"rJTr-' ■ ■■■ ' -•■ * jC- >y^.-^>•■•>:^ =^S'-^ but steht, dagegen bei agy. ausser d. selbst noch die zwei oben- genannten ivffxoTtog u. xXvtoq vorkommen, ist mit Wahrschein- lichkeit a priori didxtOQog als Attribut aufzufassen. i; Wie die Alten d. verschieden auffassten, so lässt auch die neuere Etymologie verschiedene Ableitungen zu, wobei es sich selbstverständlich nie um apodiktische Gewissheit, sondern nur um den grosseren oder geringeren Grad von Wahrscheinlichkeit handeln kann, der sich nach unserer Ansicht richtet nach der passenden Interpretation von ägy. j Nitzsch leitet d., zu Od. 1, 84, ab von didyco „der etwas ausführt", „der Hindurchführer", „Geleiter" (später = tpvxdnofi- 7t6g)'j ebenso Ameis zu Od. 1, 84: geleiten heisst aber öiayw nicht. 1 Buttmann Lex. I. 218 von dirixca oder diaxoa mit diüixco ver- wandt: cf. didxovog n= „d. Durchdringer", „d. Verbreiter". Voss übersetzt S. mit „der Bestellende". i Der grösste Theil dieser Erklärungen genügt aber nicht, weil die Bedeutungen zu allgemein, zu abstrakt und desshalb nichtssagend sind; ohne Weiteres kann man aber d. von dtdx(o ^ diMxco z=z „Verfolger" auch nicht ableiten. ' didxtOQog ist jedenfalls zu zerlegen in diax-tOQ-og', das Suffix ist tOQ = tor, substantivisch verlängert in nqdx-tooQ. didxtOQOg : dtdxTcog =i: xQVffdogog : xQ^^dcog etc., der Stamm also ist diax. Bei Erklärung des St. diäx sind uns zwei Möglichkeiten geboten : 1) das k ist radikal; dann ist die W. primär und es muss ein Stammwort öicTx geben. t Curtius nimmt nun eine W. öix an als Basis der Stämme dix in öeU-vv-iit und jik in Xx-sX-og, elx-civ etc. p. 610. j Ebel Zeitsch. v. Kuhn V. 188 wird auf eine W. djak ge- führt, als ältere Form von dix] nach C. p. 611 sind deutliche Spuren dieser W. im sk. jag-as für djak-as und in dem durch ein aus dagas-jä-mi „verehre" erschlossenen sk. dag-as vermittel- ten lat. dec-us, dec-or-us. ' Analog würde demnach didxtogog als Ueberrest der Urwur- zel d'^ax „ruhmvoll" =: Ilolv-devxvig bedeuten; ein ganz allge- meiner Begriff, der allerdings mit seinem Wesen in keiner un- mittelbaren Beziehung stünde. Bedenken wir aber, wie nahe sich Ruhm und Glanz stellen, f ■■■'^ i ' - 27 - .,^ i-':"'^:^ wenn das übersinnliche vom sinnlichen auszugehen hat, cf. cla- ru-8 „hell, glänzend, berühmt" etc., bedenken wir andrerseits den Bedeutungsübergang in Selx-vv-fjbi ^ Sox-dco (was nach Ebel u. C. ebenfalls von W. dtx (djak) abzuleiten ist) von „scheinen, Licht geben", zu „erscheinen, sich zeigen", ebenso bei dem vom St. 6ox abgeleiteten dox-c-a (sk. dag-as) Schein, Ruf, Ruhm (selten im schlimmen Sinne, cf. ffefivctt do^ai Aesch. Eumen. v. 351 etc.), erinnern wir uns noch an die nahe Verwandtschaft der beiden Begriffe auch im Deutschen z. B. „bestrahlt von seines Ruhmes Glanz" bei Schiller, so kann man mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit annehmen, da jede metaphorische ideelle Bedeutung von einem sinnlichen Begriffe ausgehen muss, und der Uebergang von Glanz, Licht zu Ruhm die gewöhnliche Erscheinung ist, dass diese W. cJjak, metaphorisch für Ruhm gebraucht, ursprünglich, wie in dem Bedeutungsübergange von do^a noch zu sehen, das Strahlen des Lichtes bezeichnete, woraus sich mit Anwendung des Begriffes „hell, strahlend" auf das geistige Gebiet der Be- griff „berühmt" entwickelte. (Die Sprache musste, um den Begriff des Ruhmes auszu- zudrücken, zum Sinnlichen greifen ; bei den meisten Ableitungen war die Basis der Sinn des Gesichtes, öfters aber auch der des Gehörs, so bei xXv-tö-g von xXv-ay hören, in-clu-tu-s, glos-i-a = glor-i-a, rühm = ahd. hruom = alts. hröm = ruf.) Auf diesem deduktivem Wege wäre also eine Urwurzel (arische) dja zu postuliren, von der im sk. di, dj-u, djäv, gr. di-x, dja-k abzuleiten. • did'X-toQ-og „der Erscheiner" = der erscheinende, tr. „der Erleuchter". Mit den Principien M. Müller's stünde diese Erklärung nicht im Einklang, da nach L. II. 418 weder im Lat. noch im Gr. ein W. mit dj = di beginnen kann. Unterstützt wird aber die Annahme und Möglichkeit einer Urwurzel dja durch C. p. 581: „Die Verstärkung des j durch d fällt augenscheinlich in eine der Spaltung in Mundarten und vollends der Entstehung des C weit vorausgehende Periode der Sprache." Die Möglichkeit von dj ist noch entschiedener bewiesen bei ihm p. 604, wenn j parasitischen Charakter hat. Was den Uebergang von d durch dj zu ^ betrifft, so sagt iäOisiaiiMääiiMiämäütsiaM ^ '-.-->■'> » . ''». '• • '.;^.'"\J<^.; J!- — 28 — C. p. 605 f., dass dies bisweilen geschah, aber nicht nach M. Müller stets. ' rl Der Einwand gegen die Ableitung von SidxtOQog v. W. djak wegen des nothwendigen Uebergangs von dj zu C ist somit nicht stichhaltig. ' ^ 2) die W. diax kann aber auch sekundär sein und k Determinativ. "Wir hätten dann a priori im gr. die W. di, djä zu po- stuliren «^ i, ja (cf. oben Janus) mit der Weiterbildung durch k, welche durch C. p. 62 an verschiedenen Stämmen gezeigt ist. Nach C. ist diese Ableitung möglich ; Buttmann vertritt sie, indem er dtdx-opo-g u. diäx-vMQ von derselben W., die in dmx-to eine weitere Fortbildung gewann, ableitet; nach Corssen jac-i-o = di,(M)x-(o. Zu vergleichen ist auch ahd. jag-6n, jak-6n =: intr. „schnell sich vorwärts bewegen", tr. „verfolgen", antreiben". Da Müllenhof diax-ovo-g = ahd. jac-uno setzt, so wäre dar- aus im Deutschen auf Abfall des Dentals zu schliesscn, wie auch im gr. «crjxij für diMxri^ und da Form und Quantität bei di^x u, jäk entsprechend, wäre auch Congruenz der Bedeutung mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen. Im Lat. jac-i-o liegt ebenfalls die dem deutschen Wt. adäquate Bedeutung der schnellen und plötzlichen Bewegung, daher tr. werfen. ^ Entsprechend ist ebenfalls die Bedeutung von ötMXMi „sich in schnelle Bewegung setzen, verfolgen", wie jagön auch von der Jagd gebraucht. Aus diesen nach Form und Bedeutung einander entspre- chenden W. öiMx ~ jäc — jag (die regelmässige Lautvertre- tung fordert für j im ahd. h, doch kann auch g eintreten ; so regelmässig in jäh, jähe, mit Wechsel (wie in jäten, gä- ten) im Anlaut ahd. gäbe = ungestüm, cf. Weigand I. p. 381. C. p. 124) ist auch auf cntsprechondc Aehnlichkeit der Be- deutung bei der Grundform von djä, djäk zu schliessen. djä u. djäk bedeuten demnach eine schnelle, plötzliche, ungestüme Bewegung tr. Verfolgung, und dtdx-TOQO-g ist intr. „der sich schnell Bewegende" ^= „der Renner", tr. „der Verfolger" <^ ahd. jäg-ari der Jäger. F (Cf. die Aehnlichkeit dieses Beinamens v. H. mit Wuotan's Etymologie von vat-an = meare, also Renner, Stürmer; cf. Schleicher, Ztschr. IV. 399). Durch die Gleichsetzung der Bedeutungen von diaxtcog^ -ji. 'vr\, - / — 29 — ,■ didxtoQog und einem möglichen dtcixTioQ, dmxtOQog erklärt sich zu- gleich der auffällige Mangel einer Substantivbildung von dicöxw. Die Sprache hatte für den Begriff von „Renner, Stürmer" zwi- schen dem St. dtax u. öicox zu wählen; für die Bildung des Verbums zog sie den St. öicox vor, daher dmxco^ für die des Substantivums den St. öiäx, daher didxtooq, didxtoQog. Das sind die beiden möglichen Etymologien v. d. bei der Zusammengehörigkeit der Silben di> u. ax. Die 3. Ableitungs- möglichkeit ergibt sich aus der Trennung derselben in die Ele- mente dt u. ccx. Die Silbe ax lässt sich von zwei W. ableiten 1) von einem ursprünglichen ay (mit Uebergang in die Tennis vor t). 2) von der W. ax zrz ijx in ^x-«. 'S) von di-ay-(o leitet e ix : d. '„.^^"i ■-■''-■■'. lli llil'lÜiÜll 'lllill ||f-^^^>^---- -----^■■^--^^^•»^^■-^^■^^^'■'^■^^^^a^^ ■ -' ' ■' - -7 .' ' ' '^V' ' '"* *' ^ ■"'■'''- ^ '.',"*'i.' ' '■■ • • ■ ■ .•--,; ^ V ;-v;'5i>,.- — 30 - mit andern Worten: die verschiedene etymologische Ableitung bei 2 und 4 gründet sich auf die Verschiedenheit der Aspira- tion. Weiter gehört aber ex zu ja, /x zu djä, so dass also ja : d. «w dja : d. sich verhält. Da die Bedeutung der beiden W. fast identisch ist, liegt die Wahrscheinlichkeit einer ursprünglichen etymologischen Iden- tität nahe, zumal die Unterschiede nur in der Differenzirung durch die Aspiration und den Dental, von denen jene wechselt, dieser wegfallen kann, bestehen. , Bei der 4. Ableitung wäre lautlich und begrifflich j öidxTOQog = Janus (leitet man J. von der W. ja ab) ! ' = Renner, Beweger. i Bei der 1. Ableitung von dja = leuchten ist ebenfalls I didxtOQog = Janus = D janus (cf. oben) | = der Erscheinende, Erleuchter. j (Diese etymologischen Beziehungen zwischen den Beinamen des H. und Janus wollen wir später bei Untersuchung der mythologischen Funktionen beider Gottheiten weiter verwerthen.) Wenn wir bei diesen vier möglichen Ableitungsformen uns auch nicht definitiv vor der Hand für eine bestimmte entscheiden wollen, so ist doch jedenfalls zu constatiren, dass , da 3 unter- geordneten Rangs ist wegen seiner Unwahrscheinlichkeit und 2 und 4 verwandt sind, nur zwei Hauptbedeutungen in Betracht kommen können : I. aus 1. von W. di, dja scheinen: a. der Erscheinende, b. der Erleuchter*), Lucifer = Djanus. n. aus 2 u. 4 von W. dja (djäk = djok = jäk), und di-äk (z=z ^x) eilen, verfolgen, cum impetu ferri: a. der Renner, Stürmer, b. der Verfolger, Jäger =: Ja- *) Die Erscheinung und das Hauptgesetz, worauf die Evolution und Differenzirung der Bedeutung der W. beruht, dass die Verbalwurzeln ur- sprünglich ungeschieden transitive und intransitive Bedeutung zugleich hatten, ist auch hier bei der Ableitung mythologisch gebrauchter Namen von Verbalwurzeln in Betracht zu ziehen : daher die Kategorien a. und b. oben. — 31 - nu8 «« Wuotan, Wüterich (von vat-an «^9 transmeare OS difjxco cum impetu ferri (eventuell Durchdringer) cf. Grimm d. M. p. 120). Einen entscheidenden Faktor für die Wahl zwischen diesen beiden Haupterklärungen wird die Ableitung des mit d. ver- bundenen Namens b. ccgysicfövTijg bieten. Wie bei der Erklärung des Wt. diaxtoQog , so waren auch bei der Etymologie von agy. die Ansichten von jeher verschie- den. Die einen kombinirten das Wt. mit dem Mythus von der Tödtung des Argos durch H. und erklärten es demgemäss ^'^qyov (povtfjg "=. Argostödter. Andere (cf. Preller g. M. p. 319) nahmen eine weniger ma- terielle Erklärung an mit dgy, = agyetfcxi/trig, and tov aqywg ndvta (paivsiv xal (Ta(privlX,Biv = Erklärer, oder nach Hes. I. 273 = o tnxtcog xal tgapoog äno^aivöfiepog: dies die Erklä- rung Aristarch's nach Sengebusch. Ebenso sind die Ansichten der neueren Forschung ge- theilt: Preller billigt p. 319. 1 die Auffassung „Argostödter" und es soll nach ihm ^Aqyei für aqyeFi stehen als Dativ. Welker G. G. 1. 336 nimmt die andere Deutung an: „der alles weiss erscheinen lässt". Ameis zu Od. 1. 84 leitet das W. ab von äqyog schnell u. (palvo) erscheinen lassen = Eilbote, wobei er sich auf die xvveg ägyol Od. 2. 11 und xvveg dqyinoöeg IL 24. 211 stützt. Pott verwirft wenigstens den herkömmlichen „Argostödter". „ ; Bei einem Erklärungsversuch wollen wir vom Argosmythus ganz abstrahiren, da wir ja nicht wissen , ob nicht erst durch die falsche Interpretation des Wt. der Mythus sieh gebildet habe, für uns aber „die Etymologie der Namen zugleich Führerin und Schützerin der Mythologen" sein soll, wie Tylor I. p. 316 sich ausdrückt. Die Form des W. zuerst anbelangend, so ist von den Dich- tern ^Aqyei dreisilbig gebraucht worden (Ameis schreibt desshalb aQyeitpovtvig), 1) Von einer Dativbildung kann bei ^Aqyel keine Rede ^^^_^_|||||||||y^^^ ^ ff::i.r - 32 — v. sein, da allgemein '^/^yog, 'v/^T'oi» als Name des Hirten Argos deklinirt wird; ausserdem wäre bei Preller's Ableitung eher der Genetiv als der Dativ zu erwarten. 1 Desshalb weil in ägysi kein Anzeichen für die Ableitung von "Agyog zu entdecken, wird ein anderes Etymon vorzuziehen sein. Für die Erklärung des an den Stamm gehängten et bleibt nur noch die Annahme einer Adverbialbildung auf i oder ei übrig (nach Buttm. gr. Gr. 119. 15. c. kann man zwischen i u. €1 nach den Bedürfnissen des Wohlklangs und des Metrums wählen). Aehnliche Bildung ist in den Eigennamen: Navffi- (pdvriq, KalXi^dpfjg^ ^/a'i^dvTtjg, ^u!4va^ifisvf}g^ üafflfiaxog etc.; mit dem Stamme dgy verbunden in ccQyißöeiog, aQyixsgavvog^ dgyi^i^tag, aQyiv€(pr,g^ aQyiTiodrjg etc. Das € könnte auch das Zeichen eines verlängerten Stammes dqy-e (fj) sein, wie in agyrieig^ oder agy-o, wie in dgyo^gt^ \ vgl. dfiax-rj-rel von fiaxe-, Ttapöfifiel von drifio-. Doch steht der Annahme der Ver- längerung die Thatsache gegenüber, dass man ebensogut dfiaxel wie dfjLaxi} navdfjfiei wie navdriiil findet : somit ist die Annahme eines durch e verlängerten Stammes dgy- zur Erklärung von dqyei, nicht nothwendig. ! ^ Jedenfalls ist dqyei also als eine Adverbialbildung vom St. dqy- (£, o) zu fassen, der im gr. licht, hell, weiss bedeutet und im sk. in arg'-uua-s = dqy-evv6-g, im Lat. in arg-u-o, arg- entu-m etc. enthalten. Die 1. Silbe von aQye'icpovtrig bedeutet demnach adverbialisch „hell, licht, weiss". Dass die 2. Silbe (povtrig nicht Tödter bedeuten kann, er- gibt sich 1) aus der Form von dqyei-^ wenn auch II. 23. 651 ein dv' öqeifpövtrig vorkommt, so entspricht doch diesem ein späteres dvÖQOfpövTfig, während wir jenem kein dqyo(p6vtrig zur Seite setzen können (übrigens kommt dvdQ€t(p6vtrig ^^^ dvdQOfpovnfig selten vor, gewöhnlich bei Hom. und den späteren dvdqo(p6vog^ so dass auf diese Form kein Einwand zu gründen ist) ; i 2) aus der seltenen Bedeutung von tpovirig = Tödter; ge- wöhnlich ist die Form (povog: dvvi(povog^ roQyo^^ y ^,-«r. — _ -l^f^l^-n^ " - — 33 — bleibt der Stamm ^op. Da nun die W. tpa in gtev-, (povoq nicht zu gebrauchen ist, bleibt nur die W, (pa in (pav-, (pav-6g etc. In Eigennamen finden wir nun die Zusammensetzungssilbe -(pa(ßv, '(pO(ov, -(pö^v^ welche nach C. p. 279 zu (par gehört, und davon kann mit Hinzunahme des Suffixes tri nach der Glei- chung (AQ : OQ-o 9c g)(ap : (pov-tri (povf'nq abgeleitet werden. Ausserdem kann man die Silben des Wt. tp. auch mit (pavtrjg = tpaptog zusammenbringen (^Ji6o abstammende Form, wie -yog, und wir würden somit die wegen doppelter Verwandtschaft bemerkens- werthe Formel erhalten (po : (pov = ägyV'fpO'g : dQy€t'g)6v-ti]-g, (Cf. C. p. 163 über aQyvg>og', dgyv durch v verlängerter Stamm von aqy^ wie in ägyv-Qa-g.) Bemerkenswerth ist diese Gleichung desshalb, weil bei den aus denselben W. zusammengesetzten Wt. agyvcpog u. dgyei^öpTfig auf eine nahe Verwandtschaft der Bedeutung geschlossen werden darf. ccgyvtpog heisst „hellglänzend", und da ausserdem in fpapog etc. die Bedeutung des „Glänzens" liegt, wird auch die- ser Begriff in unserem dgysi^optrig anzunehmen sein (das Ttjg bezeichnet hier, wie oft, ein männliches Wesen, das in Bezie- hung mit dem Gegenstand steht, den das Stammwort angibt; cf. Puttm. 119. 11. 1), und dQyetcpopvfjg wird demnach der „hellleuch- tende" bedeuten, also der Beiname eines Lichtwesens sein. Liegt nun aber keine Tautologie in der Cumulation der 2 Stämme dgy u. gxx, die beide die helle, glänzende Erscheinung des Lichtes bezeichnen? Zur Beantwortung dieser Frage stehen uns verschiedene Wege offen: 1. die Tautologie ist nicht zwecklos, da die beiden Mehlis, die Grondidee des Hermes. 3 ^:^^^.^.^^^.r...^.,^-^. ,^^^^^|ggg||||g^^ ^ ■ -r'-jjf.^^^- --,'...;■,>■■:,.'■• ^^--_.i:>T|r--;Tii:.s?r,^^:A»ivj^-s^, — 34 - • -'■ ' ',-w.|- Stämme durch ihre Zusammensetzung intensiv wirken, wobei die Intensivität entweder in die Form des Auftretens des Lichtes oder in das Wesen des Lichtes selbst gelegt werden kann, dem- nach aqy. entweder 2. „der schnell, plötzlich erscheinende", oder 3. „der glänzend erscheinende" bedeuten würde; i b. haben wir für die W. ägy nicht nur die Bedeutung hell, iicht, sondern auch weiss, dann wäre ägyeKpovtTig 4. „der weiss erscheinende" = „der weiss schimmernde" (ähnlich Welcker), ebenso wie ccgyvtpog auch diese Bedeutung hat, wenn dieses Wt. als Attribut den [ifjla beigelegt wird; Od. 10. 35. IL 24. 621. ' Auf diese Weise hätten wir vier Bedeutungen für dgy. ge- wonnen, die alle den gemeinsamen Begriff der „leuchtenden Er- scheinung" haben; die Unterschiede ergeben sich nach der Ver- schiedenheit der Form und des Inhaltes der Erscheinung. Ziehen wir ferner die Möglichkeit der Auffassung des weis- sen und schimmernden als des schnellen in Betracht (wie bei xvpeg TTodag agyol), so erhalten wir durch diese Begriffsevolu- tion eine 5. Bedeutung für ägy „der schnell sich entfaltend schimmernde". Diese Bedeutung fällt zusammen mit der 2., die sich durch die Annahme des Eindrucks der intensiven Er- scheinung des Lichtes für uns ergab. ; (lieber die Evolution des Begriffes der Schnelligkeit aus dem des Glanzes cf. C. p. 163. Nr. 121, wo er Nitzsch beistimmt in der Erklärung von ägylnodeg.) ' Aus diesen 4 (respective 5) Erklärungsweisen ist zu schlies- sen, dass Argeiphontes die Bezeichnung für einen Gott ward, der das auftauchende, sich entfaltende = aufgehende Licht dar- stellte; weissglänzend schimmern seine Strahlen, schnellfüssig eilen die hellen Lichtstreifen über Himmel und Erde hin. Be- kannt ist die Erscheinung, dass bei reinem Aether, wie in Grie- chenland, Kleinasien, überhaupt im Orient, die Sonne mit weissem Lichte aufgeht. Die Röthe kommt von der Brechung der Strahlen im dunstigen Aether. Von je höherem Standpunkte man den Aufgang der Sonne betrachtet, desto weisser erscheinen der Son- nenkörper und seine ersten Strahlen; so sieht man vom Wendelstein oder der hohen Salve herab die Sonne in bläulich -weissem Schimmer auftauchen ; die Wölkchen dagegen, die vor den Son- nenstrahlen herfliehen, sind stets röthlich gefärbt. Unter dem Argeiphontes verstand also nach der Etymologie der Naturmensch den Gott des Sonnenaufgangs, die über die Erde hin mit Win- ,W^Vt^f. .,'::-... -:-:-:.- - 35 - . ■ . dessclinelle, wie ein Jagdhund auf der Fährte eilenden, ersten Son- nenstrahlen, die aus der Dämmerung sich entweder entwickelten (:= Geburtsmythus) oder die Nacht im Kampfe der Dämmerung mit den Schatten, der ersten Strahlen mit den davon eilenden Wolken besiegten (= Gigantenmythus). -' Ganz gut passt dann zum Gotte der weissschimmernd, eilend erscheinenden Strahlen die Combination mit didxtoQog in seinen 2 Hauptbedeutungen 1. = Erleuchter =: Lucifer; dann ist mit 6. ceQy. der Gott der erleuchtenden, weissstrahlenden , geflügelten Sonnenstrahlen bezeichnet , 2. = Renner, Stürmer, Verfolger, Jäger = "Wuotan; bei der Verbindung von agy. mit d. in dieser Bedeutung trat die Darstellung der schnellen Verbreitung der Strahlen nach allen Seiten in den Vordergrund; metaphorisch versinnlicht entwickelt sich daraus die Vorstellung des d. agy, unter einem Jäger und schnellen Verfolger. Als Objekt für die Verfolgung bot sich dem mwiusbildenden Naturmenschen, der, selbst Jäger, auch die ihm Tag für Tag imponirende Erscheinung der Sonne mit seinem Leben und Treiben in Berührung brachte, entweder die Schatten der zurückweichenden Nacht, oder die Wolken und Wölkchen, die sich wie das Wild flüchten vor den schnellen Pfeilen des Jägers, oder sich zu verstecken suchen vor den all- sehenden, allesdurchdringenden Augen des ivaxonog agystcpop- Tfig] Od. 1. 38. Die Basis in der Sprache war gegeben durch die radicale Metapher von der glänzenden zur eilenden, zur verfolgenden Er- scheinung. Von den vier Erklärungen für Argei'phontes entschei- den wir uns nicht für eine bestimmte; wahrscheinlich ist es, dass die vier , wie uns die Notizen der Alten (cf. oben) noch andeuten, im Bewusstsein des Volkes lebten, und dass für ge- wisse Stufen der Mythusentwicklung die eine und die andere Erklärung und Auffassung möglich war. Die Entwicklung des Wortes liegt in dem Einfluss der radicalen Metapher: nach den verschiedenen Perioden und Stämmen war die jeweilige Auf- fassung verschieden; bei diesem Stamme entwickelte sich diese Bedeutung, andere Cantone hielten in Uebereinstimmung mit ihrer ganzen Cultur die ursprüngliche fest. Für uns muss genügen die Basis zu diesen verschiedenen Auffassungen gefunden und die verschiedenen Möglichkeiten der Entwicklung eruirt zu - 36 - r', •' ■-! haben. Durch die poetische Metapher wurden weiter die einzelnen Mythen über den Sonnenaufgang und die ihn beglei- tenden Erscheinungen geschaffen, die nach dem Volkscharakter, dem Klima, nach der verschiedenartigen, unbewusst wirkenden Kraft der Phantasie bei den einzelnen arischen Völkern verschie- den sich gestalteten (cf. unten in der 2. Abth.). Hier nur noch die Bemerkung, dass wir in diüxtoQog äqyei- ^ovzrjg gleichsam ein versteinertes Sprachfossil zu erblicken haben, das in späteren Perioden bei der steten Fortentwicklung der mythologischen Begriffe und Vorstellungen nicht mehr in seiner Grundbedeutung verstanden wurde. Da jedoch die Struk- tur der Worte Anhaltspunkte für die Erklärung zu geben schien, bildeten die falsch erklärten Bestandtheile der Worte die Basis für neue, an die Worte sich anschliessende und sie erklärende Mythen ab (daher die Argostodtung; auch Pott scheint diese Auf- fassung zu haben nach Ameis zu Od. 1. 84). Formell blieb das Wort Unverändert, doch verschiedener, falscher Sinn wurde „hineingeheimst", und später die ursprüngliche Bedeutung durch die vom Mythus geschlungenen Fäden völlig verdeckt und „ver- ballhornt". Das einst aufgefundene menschenähnliche Skelett erklärte man für Mensch, Affe etc.; es war und blieb ein Sala- manderfossil trotz aller Deutungen und Ableitungsversuche, trotz wissenschaftlichem Missbrauch. (Cf. 0. Müller, prol. p. 232 über die falschen Etymologien der Griechen in der Mythologie.) Argei'phontes = Argostödter ist demnach eine falsche Ab- leitung späterer Zeit, die durch die Erfindung des Argosmythus motivirt werden sollte. So wurde unser Arg. zur Herstellung eines zwar schönen, aber durch die Natur der Sache nicht zu rechtfertigenden Mythus von Argos, den Hermes getödtet haben sollte, benützt. An spätere Auslegung dieses Mythus dürfen wir uns nicht halten; es gibt dieselbe blos einen Beitrag zur Ge- schichte des Argosmythus, durchaus keinen Fingerzeig für die genetische Deutung. Was kümmert den praktischen Chemiker Liebig das wissenschaftliche Kauderwelsch eines Paracelsus? ein G e s ch i ch t- schreiber der Chemie muss beide behandeln; was gelten einem Curtius die etymologischen Spielereien eines Cicero, selbst eines Scaliger? ein Geschichtschreiber der Linguistik muss jeden Faktor berücksichtigen. .;■ ■JiWW^; ': < — 37 — "Wir wollen also durchaus nicht den Werth einer Unter- suchung über die Weiterbildung des Pseudo-Argos herabdrücken, nur wollen wir uns bei Untersuchung der Grundbedeutung eines mythologischen Begriffes dagegen verwahren, dass wir zu wenig Rücksicht au^ die Weiterbildung desselben durch den Mythus nähmen. Ganz abgesehen aber von der Wahrscheinlich- keit einer Missdeutung des Wt. ^^Qy€ig>6vtfjg in diesem speziel- len Falle ging später die Mythusentwicklung nach dem Ein- treten einer neuen mythologischen Epoche , die mit der Consoli- dirung des Olympierkreises und dem übrigen Culturfortschritte eintrat, mit darnach modificirten, ja wesentlich anderen Faktoren vor 'sich, als den Faktoren, welche in der präolympischen Periode des reinen Naturmythus in Rechnung zu ziehen sind, so dass auch vom allgemeinen culturellen Standpunkte eine Umdeutung von Argeiphontes erklärlich wäre. Unterstützt wird die Ansicht einer späteren Missdeutung und einer damit in Zusammenhang stehenden Erfindung des Argos- mythus noch dadurch, dass bei Homer und Hesiod keine An- deutung dieser Dichtung sich findet. Die erste Erwähnung des ^'Aqyoq yriYBviiq selbst erscheint bei Aesch. Prom. 568 f. Ebensowenig geschieht in dem fürH. wichtigen Hymnus im geringsten Erwähnung seiner Heldenthat, der Tödtung des Argos ; hier hätte es, wäre der Mythus alt, doch vor allem geschehen können; er wird nur Y. 94. 414 xgatvg, V. 387 xvXXi^rtog ge- nannt. xgatvg ist ein allgemeines Attribut; hat es hier tiefere Be- deutung, so bildete sich dieses Beiwort von ägy, wahrscheinlich in der Periode, wo die Auffassung des Argeiphontes als Lichtgott unterzugehen begann, und man durch das etymologische Miss- verständniss verführt den Arg. umdeutete in den starken Argos- tödter. KvXXriviog geht auf die Heimath des H., auf KvlXriPTi. (Richtig hat Dorfmüller, der zwar sonst als Beweismittel die spätesten Mythen herbeiziehf, bei der Entwicklung der Grund- idee des Hermes den argen Argosmythus übergangen.) In's allgemeine Bewusstsein scheint die Missdeutung des Arg. in der Zeit des Sophocles und Euripides eingetreten zu sein, nachdem ihre Recipirung durch das Beiwort des H. xQatvg, welches wir bei Homer und Hesiod finden, vorbereitet war. ' ^r ^*- '^'iX - 'Z*^ — 38 — i Es weisen uns also diese beiden Namen des H. StdxtOQog a QysKpövrrjg auf eine ältere vorhomerische Gestaltung des HermesbegrifFes hin, als dessen überlebende Rudimentbildungen (Ueberlebsel nach Tylor) diese Beinamen zu betrachten sind. Die Selbstständigkeit und das ursprüngliche Bewusstsein von der Bedeutung dieser Namen zeigt sich auch, wie schon oben 'erwähnt, in der noch eihaltenen Möglichkeit ihres selbstständigen Auftre- tens, ohne dass sie des Namens Hermes bedürfen: so ausser den oben citirten Stellen bei Hes. Op. 77. 84. Od. 8. 338. ^ Als Pendants zu (f. ^agy. sind schliesslich die bei Tzetz. Lycophr. 680 vorkommenden Beinamen des H. I c, levxög „leuchtend", cpatögog „schimmernd** zu betrachten, ebenfalls Rudimente der Grundidee des H., nur dass diese Attribute klar aussagen , was bei didxToqog und dq- y€t(p6pTfjg erst eine längere Untersuchung an den Tag bringen konnte. Mit der Consolidirung des homerischen Zeusreiches wurde auch die Stellung des Hermes im Götterkreise eine wesentlich , andere. Diese Periode, deren Charakteristikum die Hegemonie des Zeus , war von der früheren vorhomerischen besonders da- ( durch unterschieden, dass jetzt in der homerischen Zeit die Anthropomorphisirung der Götter, die allerdings schon vorher durch die radicale Metapher vorbereitet war, jedoch ohne dass das Bewusstsein von der sinnlichen Bedeutung der Götternamen wesentlich gelitten hätte, jetzt zum Durchbruch kam : ein Prozess, der sich nicht nur in der Veränderung, Unterdrückung, Erwei- terung einzelner mythologischer Begriffe verfolgen lässt, son- dern der durch die dominirende Stellung des Zeus den Standpunkt aller Gottheiten, die vorher nach nationalen und klimatischen Differenzen als Lokalgottheiten oder als verschieden gedachte Auffassung der Naturkräfte verehrt worden waren, modificirte und verrückte. „Im Reiche dcsXeus müssen sie Alle diejenige Gestalt annehmen, in welcher sie sich für dasselbe eignen, ohne darum ihr eigenthümliches inneres Wesen und ihre ursprüngliche Natur aufzugeben." Dorfm, I. 6. I Es wurde im Dienste des Kroniden aber nur die Seite des Wesens einer Gottheit hervorgehoben und gestärkt, die für den olympischen Götterkreis von Werth war; andere, welche die In- tegrität der Herrschaft des Himmelskönigs eventuell bedrohen ^W^'^- 39 - konnten, wurden, wie Ausschösslinge an einem Baume, dessen Stamm in die Höhe gehen soll, beschnitten werden, in ihrer Ent- wicklung aufgehalten und mussten schliesslich verkümmern. Der Gott der Morgensonne, der Argei'phontes , spielte vorher im früheren Naturdienste der Griechen eine grosse Rolle, und seine Beziehungen zu dem Himmelsgotte Zeus waren besonders eng. Die Wichtigkeit seiner ehemaligen Stellung behielt er auch im olympischen Culte bei, seine Funktion aber wurde verdunkelt, und es musste der Olympier Hermes ein anderer werden, so gut wie aus dem Gotte des leuchtenden Himmels Zeus ein Vater der Götter und Menschen geworc^n war. Der „eilfertige Renner", der „Gott der hellstrahlenden Mor- gensonne", der die frohe Botschaft des neuen Lichtes und Tages der noch im Schatten liegenden Erde und ihren Be- wohnern mittheilt, der die Ankunft des leuchtenden Himmels verkündet, er wurde in dieser Eigenschaft als Vorläufer des hellen Tages, der nach poetischer Anschauung den Verkehr zwi- schen Himmel und Erde vermittelt hatte, jetzt auch nach Anthropomorphisirung der Natur zum Vermittler des Verkehrs zwischen Gottern undMenschen, zum Boten, zum Gesandten des Himmelsgottes Zeus. Die Funktion der leuchtenden Gottheit trat somit in den Hintergrund, die Eigenschaft der schnellen Vermittlung aber wurde benützt dem Hermes seinen Platz und Rang im neuen olympischen Götterkreise anzuweisen. (Ein für Allemal wollen wir hier bemerken, dass diese Pha- sen des Hermesbegriffes den Entwicklungsgang im Allgemei- nen bezeichnen, dass aber rechts und links Ueberlebsel sich bildeten, indem wegen verschiedener Ursachen in verschiedenen Cantonen Griechenlands die Entwicklung des Hermes auf einer bestimmten Stufe stehen blieb, weil diese Entwicklungsstufe den Anschauungen seiner Verehrer entsprach, so in Arkadien, Hellas : wir betrachten aber nicht die Ueberlebsel seiner Bedeutungen an einzelnen Lokalitäten , sondern die Evolution seiner Grund- idee im Grossen und Ganzen.) Als Ue her gang von d. dgy. zum Jwg ayysXog ist der Beiname d. Jiog tgox^Q zu betrachten. Aesch. Prom. 941 f. dXJÜ eigogui ydg tovSs top Mog tgo^iv top tov tvgdvvov rov viov dtdxopov. Von besonderer Wichtigkeit ist diese Stelle desshalb, weil ■,sü ,.^w ■ '■ — 40 — dies Drama den üebergang von der Titanen- zur Zeusherr- schaft zum Hintergrunde hat; der Bote im neuen Reich heisst desshalb TQÖxtg, ein Name, der die alte Stellung des H. noch durchschimmern lässt. tQÖX'tg von W. tgex ist der „Läufer** des Zeus und derselbe Beiname wie ÖKxxtogog (von öi-ax) „der Renner". Dort aber selbstständig wie Wuotan und Janus, ist er hier schon eine von Zeus abhängige Gottheit, die nur aus der Vergleichung durch den Namen die Grundbedeutung erkennen lässt. vi Im Zwiegespräch zwischen dem trotzigen Prometheus und dem gehorsam«n Hermes wirft der Titane dem Boten des Zeus sein Dienstbarkeitsverhältniss vor (v. 966—970), das sich eben aus seiner Funktion als tgöxtg ^tog für Prometheus ergibt: trig (T^g Xa%qelag xi\v ifi^v övgTiqa^iav (Tatpmg inlataa ovx äv anaXid^aifi iyco ' \ xQSiffadv ydg olfiat rijöe Xatgsvetv nstga 71 TiaTQl (pvvai Zr^vl niGxov ä/yeXov. Wegen dieser Xatqula nennt sich H. selbst Eur. Jon. 4. 1 e. Jiog XdtQtg ci. Suppl. 661. etc. Er ist in den Sold des Zeus eingetreten, denn Xdvq-ig ist nach C. p. 338 „Söldner*. Diese zwei Beinamen bezeichnen uns den Üebergang vom' Naturgott Hermes zum Gottmenschen H. im neuen Reiche des Zeus, wo er f. als Jtog ctYY^^o^ das Vollzugsorgan im Verkehr zwi- schen Götter- und Menschenwelt, der Himmelsbote wurde. Dieser Üebergang ist noch in Spuren in der Auffassung des H. in den Perioden, wo Ilias und Odyssee entstanden, wahr- nehmbar. In der Ilias B. 1 — 23 ist er stets der vlog (ptXog des Zeus, der dtdxtoqog dgyet^oi^xTjg, der iqiovviog, (Tcöxog, aber nicht der Bote des Zeus ; seine Stelle vertritt hier die Iris : II. 2. 786: Tqco(tIv d^ ayyeXog riXO^e TrodriPSfiog wxia^Iqig; 3. 121. 15. 201. 23. 198. - 4 Der beständige Besteller der Befehle des Zeus ist H. erst im 24. später gedichteten Buche der Ilias (cf. 0. Müller, prol. p. 355). In der Odyssee dagegen ist H. der eigentliche Götterbote, der definitive Jiog äyyeXog an Stelle der Iris, wie Od. 5. 29. beweist : ^Eqfiela ' Gl) ydg avte td t' aXXa nBq äyysXog iaat . In der Uebergangsperiode von der Ilias zur Odyssee muss i:v. ■BWHi*Jdiiüki{> ■tit ..K^-^^jt^Al^ - /l :'oV^/:;->:; /:-:^.- •'■!'■■ V 41 - ';' -. '■-■ - '-^■ sich also der in der Ilias noch allgemeiner gedachte Begriff des H. umgewandelt haben zum „privilegirten" Himmelsboten. Den Grund, warum gerade H. dieser Idee Ausdruck geben musste, gibt uns IL 24. 334 f. : '^Egfiela ' aol yccg te ^laXifftä ye ^iXtatov iffiiv avdqi ktaiQlGGat, xai t €xXv€g ^ x i^iXfja&a. Zeus nimmt ihn darnach zum Geleiter des Priamos und ge- braucht ihn als Boten, weil er den Umgang mit den Menschen am meisten liebt und die Macht hat, wem er wohl will zu nützen. Mit dieser Stelle ist der Uebergang des H. vom Naturgotte, dem dtdxTOQog und egiorviog, zum Diener im Olymp motivirt durch sein Bestreben sich nützlich zu machen, und seine ehemalige selbstständige Stellung schimmert noch durch die Befehle seiner jetzigen Gebieter hindurch. (Cf. die Abwechslung von iqiovvioq II. 24. 360. 440 mit d. dgr. II. 24. 389. 410.) Offenbar ist also bei Vergleichung der 23 ersten Bücher der Ilias, dem 24. B. und der Odyssee mit einander eine Entwick- lung des Hermesbegriffes zu constatiren vom allgemeinen zum speziellen; dem entsprechen auch die Mythen in der Ilias; in diesen erscheint er stets als der Helfende igtorptog (so 14. 290. 16. 179), der von selbst freiwillig Segen und Beistand bringt, während diese Eigenschaft in der Odyssee seltener und dann nur auf Befehl zum Vorschein kommt, also „latent" ist. (Letzteres beweist auch das Bringen des schützenden Moly Od. 10. 307, wo H. als Bote wieder zum Olymp zurückkehren muss; wenn auch nicht ausdrücklich gesagt ist, dass er das Kraut auf Befehl des Zeus bringt, müssen wir es doch annehmen, da er in der Odyssee nur als Jiög ayyeXog erscheint.) Von der Vorstellung des speziellen Dienstes bei Zeus ist der Uebergang zum Diener der Götter überhaupt , soweit diese ein- zelne Seiten des Wesens von Zeus repräsentiren, — und dies ist bei allen olympischen Göttern der Fall — leicht zu begrei- fen; so wird H. zum: g. ayyelog^ »criQV^, vntiQixfig ^etav. Od. 5. 29. Find. Ol. 6. 132. &€mp xagvxa — "Eg^ay, Hs. Theog. 939. xi^qvx a^avdvoav, Prom. 945. tag S^emv vnviQitov^ Hym. auf Fan. v. 28 ff. : " ^ ' "iiiMBiiiiiiiMiiMiir^" -- "-"-■ -^■^--^«^-^■*>'^^ •■.;^:^-^ ' - 42 - ;,,.:■ olov ^ ^EQfielijv iqiovviov h^oxov aXXtov evvenov^ wq oy cinaffi deo7g Ooog ayyelög icru. Der Götterbote wird dann verallgemeinert zum x'^qv^ über- haupt, zum Patron der attischen Herolde in Athen, so dass es Agam. 515 von ihm heisst : 'Eßjti^i', (piXov xriQVxa^ xrjQVxmp cißag. Darauf beziehen sich die Beinamen h. ätdc^aXog ayysXianrig nach H. H. v. 296, svdyysXog nach Hes. Die Eigenschaft und Funktion des H. als xriqvl^ ist so be- deutend, dass sie nach einem allgemeinen Gesetze in der Mytho- logie von ihm getrennt und als eigne Personifikation in Form eines Sohnes von H. aufgefasst wird: Kcryx ist Sohn des Hermes und der Aglauros cf. P. 1. 38. 3. Ebenso wird die dyyelia personificirt und als des H. Tochter betrachtet: Aggelia cf. Pind. Ol. 8. 107. ' y'- Als Ausfluss des Heroldamtes ist ferner zu betrachten der Beiname i. alnvTTig bei P. 8. 47. 4, wo in Arkadien ein '^Egfiov vccog aiTivTov erwähnt wird. Wenn nun nicht an dieser Stelle vadg äljivtog zu lesen ist (der Beiname kommt nur hier vor und V und g sind leicht zu verwechseln), so ist alnvxov abzuleiten von ainvTfjg^ contrahirt riTivrrjg {^Tivta)^ dem Beinamen der Herolde bei Homer, so II. 7. 384, und stammt von ^nixa (dor. ccTTim) rufen = Rufer; cf. Hs. Op. 79. it^ d^ aqa (pmvfiv x^ijxe d^Ewv xr^qvl^', cf. den Wettkampf des Stcntor mit Hermes. Als vnriQtvrig ^ewv wird H. ferner betrachtet als k. otvoxoog = Mundschenk; Athen. 10. 25; eine Funktion die mit dem Amte des Opferers, Opferheroldes eng verbunden ist; cf. Prell, gr. M. p. 332. I Hieher werden auch wahrscheinlich die beiden etwas dunk- len Beinamen H. H. 436 ., } 1. noP€V(jb€Pog<) daiTog itaigog zu ziehen sein, noveviievog "=: nov-sviisvog entweder vom epischen noveta^cci sich anstrengen „der angestrengte", „der sich anspannende" {nov. ahd. span in spannan) , oder = nev-Ev^evog vom St. nev in jiivoiiai, besor- gen, fertig machen, also ein Beiname seiner Heroldsthätigkeit =: „Mühwalter," „Arbeiter." dciiTÖg ExaiQog wird er wahrscheinlich genannt als Opferer, der am Opfermahle stets Theil nahm. ■f.^-^ •:■; > -^-f ; ■.^Ä....S..,^a.:>iL.:.-; ■. .^^^.>. . .A.:^^:£.l.J.,>,A^....- (Vom Hermes Kadmilos (Kasmilos) vielleicht der Name der römischen Opferknaben camillus, casmillus? Yarro. 1. 1. 7. 34.) Als xriQV^ war ihm aber nicht nur eine Stentorstimme, son- dern auch ein gutes Gcdächtniss nothig. Daher hat er einen Sohn Ai&ttXiöfig (v. W. ai& und Suffix aX = Sohn des Glänzen- den; cf. C. p. 235.), der, durch sein Gedächtniss berühmt, der Argonautenherold ist (Appoll. Rhod. 1. 54. 3. 1174): eine Ab- stammung, wodurch sich wie oben eine Eigenschaft des H. ma- nifestirt. Das Attribut der Stimme und des Gedächtnisses setzen den itr\qv^ in Verbindung mit dem doXioq ; cf. unten. Zu dieser verschiedenen Thätigkeit als Herold, Mundschenk, Opferer kommt H. erst nach seiner Aufnahme in den olym- pischen Kreis; wir können ihn in diesen Eigenschaften kurz als ovQccviog bezeichnen, — doch verwahren wir uns dabei dagegen, als ob wir uns damit an die mystische ägyptische Ableitung der Hermesidee bei Dorfmüller anlehnen wollten. (Sein Beiname dsQiog ist, wenn er nicht auf fremden Einfluss zurückgeht, mit igiovpiog in Verbindung zu bringen; als dsQtog kommt H. vor bei Dio Cassius 71. 8, wo er dem Marcus Aurelius auf seinem Zuge gegen die Markomannen durch eine Anrufung Regen ver- leihen soll, wobei die Cultusformeln von Aegyptiern angewandt werden.) i/ : Doch nicht nur auf Erden als igtovviog, im Olymp als ovQciviog^ auch in der Unterwelt waltet der vielseitige Hermes als /^d rto$. 9. Ttqogikrivog^ tpvxonoiiTiog, nofinog^ xfjvxccycoyog = elg "Avdriv ciyyeXog, (xa^iag tci)V \pvxMv) , xd^oviog, vvxtog, vvx- tog oTicanfjTi^Q , vnvodoTrjg, r^yi^TOiQ ovelqtav , ovsiQonoiinog^ "^Egfif^g für Spende. Als Hadesgott vermittelt H., wie er als Himmelsbote den Verkehr zwischen Himmel und Erde herstellt, den Verkehr zwischen Erde und Unterwelt. Diese neue Mittlerstellung erklärt sich leicht als eine Verallgemeinerung seines Heroldamtes. — Den Uebergang zwischen dem Heroldamte oben und unten, und zugleich die Verbindung beider Sphären geben uns die Worte der Electra in den Choephoren v. 124 f. : >; xrjQV^ HiyKTts twv avoo t€ rtai xdtoa ccQfj^ov, *^Eq fifj x^ovie, xijQV^ag ifiol TOtg yijg k'psq^e öal^ovag xXveiv ifidg evxdg^ ^'.~ -Urä. xJmsÄ:-'.., . y^i^^jt,^^^Jigitiil»äM r rinnräü^^^ ' - --^^^^^^«'i'atto'^^rtk.'iiiiZ^^aa^^ — 44 - Worte, in denen er zuerst allgemein als Herold, dann spe- ziell als Vermittler in der Unterwelt und desshalb als x^övioq angerufen wird. Wie wir, um einen Versuch zur Erklärung des Heroldamtes bei H. zu machen, für den H. ovgdviog die allgemeine Basis in den Namen didxt. äqy. fanden, aus denen sich die Vermittlerrolle entwickelte, so ist die in diesen Beinamen liegende Grundidee auch wo möglich zur Erklärung seiner Unterweltsfunktionen anzuziehen. -1-' Schatten- und Sonnenreich hieng in der Sage eng zusammen, wie 0. Müller prol. p. 368 f. beweist. Nahe der Gegend der Nacht und des Todes wohnt die sonnenhafte Circo, weiden die Rinder des Helios; die Heerden des Geryoneus («v Helios) und des Hades weiden auf einer Insel etc. Den Grund gibt aber 0. Müller nicht an. Im Westen ist diese Verbindung der beiden extremen Reiche stets gedacht, weil sie dort an einander grenzen, indem die Sonne im Westen untergeht, und dort das Reich der Finsterniss und des Todes = Hades beginnt. , } Nur von diesem lokalen Zusammenhange aus betrachtet ist dieser auffallende Connex zwischen entgegengesetzten mytho- logischen Objekten zu begreifen; wie Licht und Finsterniss an einander grenzen, so sind auch Tod und Leben einander benach- bart, und durch eine radikale Metapher wurden dann Licht und Leben, Nacht und Tod identificirt, so dass die lichten olympi- schen Götter die Repräsentanten des Lebens wurden, der Hades als Schatten- und Todtenreich bezeichnet wurde. ^ Bei Phoebos-Apollon , dem Gotte des blendenden, brennen- den Lichtes sind desshalb a priori Beziehungen zum Schatten- reiche vorauszusetzen : und sie liegen vor uns, wenn wir an seine todbringenden Pfeile in der Ilias denken, wenn er Agam. 1082 als dneXXcav „Vernichter" angerufen wird, wenn seine Rinder beim Schattenreiche im Westen weiden ; doch sind diese Be- ziehungen mit ihm „dem furchtbaren Lichtgotte'' verknüpft, und nicht im Wesen seiner Idee begründet, sondern in den mög- lichen Folgen seiner mythologischen Hauptfunktion. Im Allgemeinen müssen wir daher auch bei dem Lichtgotte StdxTOQog dgy, Beziehungen zur Nacht von vornherein anneh- men; die spezielle mythologische Anschauung, wodurch H. mit der Unterwelt in innige Beziehung trat im Gegensatz zu ^iiiy^^iftiiiiijiiiiliil^^ -w^y:-^;:^-:^ ^ ■ ■ ^7W^^ -■;^^^'iZ>^^:o^: ■. ;:-v.' :' - 45 - - . Apollo, der mit dem Hades nicht wesentlich verbunden sich zeigt, erschliesst sich uns durch die Bedeutung eben der Worte didxt, äqy. So gut man den Argei'phontes als aufgehenden Licht- gott betrachtete, der in der Dämmerung aus den Schatten er- steht, mit demselben Rechte konnte, ja musste man ihn als den Gott des untergehenden Lichtes bezeichnen, der durch die Abenddämmerung zu seinem Ausgangspunkte, den Schatten, zurückkehrte. "Wenn der Naturmythus einen sich wiederholen- den Naturprozess als ein göttliches Wesen darstellt, so musste Hermes, war er der Gott des Sonnenaufgangs, auch zum Gotte des Sonnenuntergangs werden, da die analogen symmetri- schen Erscheinungen des Sonnenauf- und ' Unterganges im Ge- müthe des Naturmenschen die Ideen der Aehnlichkeit, ja der aus der symmetrisch umgekehrten Reihenfolge der einzelnen Phasen der ganzen Naturerscheinung folgenden Identität beider Natur- prozesse hervorrufen mussten. (Getrennt werden solche sym- metrische Erscheinungen personificirt als Zwillinge gedacht, daher Hermes biceps, Janus geminus, Yama der Zwilling cf. unten.) Beim Aufgange erscheinen die Strahlen als Boten des Himmels zur Erde ; gehen die Strahlen allmählig unter im Schattenmeere, so sind sie gleichsam die Boten des Himmels und der Erde zum Reiche der Finsterniss, das im Westen liegt, weil dort die untergehende Sonne seinen Anfang setzt. So war nach dieser Doppelauffassung des ÖKxxtOQog agyei^optiig H. zugleich Gott des entstehenden und vergehenden Lichtes; als ayyekog war er einerseits der Himmelsbote, der ovqäviog, andrerseits der nothwendige Geleiter zum Todtenreiche , der x^oviog. Mit der Idee der Verbindung von Licht und Leben, Nacht und Tod, mit der Uebertragung von Naturprozessen auf speziell menschliche Verhältnisse, mit der Verschmelzung von Objekt und Subjekt, Sache und Person, Natur und Gott, mit dem Eintreten der Periode der Anthropomorphisirung wurde der Lichtgott Hermes zum Himmelsboten im Olymp und zugleich im Antipodenreiche, im Hades, zum Seelenführer. Wie zwei complementäre Farben sich ergänzen, sich gegenseitig hervorrufen, und miteinander nothwendig erstanden sein müssen, so ist auch das Verhältniss von H. x'^QV^ tcov äv(o und H. xijoi;^ tmv xcxtod als nothwendig complementäre mythologische Erscheinung aufzufassen, die ihren V -',r- 'r.;-i-»-r - 46 - Grund in den symmetrisclien Naturerscheinungen des Sonnen- auf und -niedergangs hat. * ■ ■ < . , So erklärt sich vor Allem sein Beiname a. ngoailijvog T=z der, welcher dem Aufgang des Mondes vorhergeht d. h. der Gott der untergehenden Sonne, nach welcher der Mond am Himmel erscheint ; als solcher wurde er in Arkadien verehrt, cf. Anthol. Palat. 9. 441. ^ Von seiner Thätigkeit im Hades leiten sich ferner folgende Namen ab : b. ipvxoTto^noq ^ ipvxccycoyög^ auch blos nofinog, Ttofinaeog. Auf seine Unterweltsthätigkeit gehen auch die Verse 577 f. im H. H. TÖ d' axQiiop rineqonsvsi, vvxta dl OQipvalriv (pvXa S^PfjTcop avS-QCOTioov. assiduo itinere (Hyg. fab. 251) geleitet er die Seelen von der Oberwelt zum Hades, ein Geschäft, das er Nachts zu verrichten hat, wie er Lucian d. d. 24 selbst sagt. Jeden Tag steigt ja die Sonne in das Dunkel hinab, und während jeder Nacht hat desshalb der Gott der erstehenden und untergehenden Sonne die Todten dem Schattenreiche zuzuführen. 4 ^ Ebenso führt H. die Schatten wieder aus der Unterwelt empor, so im Geleite mit Athene den Heracles: Od. 11. 626, so in den Choephoren v. 147, und in den Persern v. 628. ' Desshalb bringt auch der xQatvg ccQy€tg)övt'ng die Perse- phone im Hym. in Dem. v. 335 — 383 zu ihrer Mutter zurück, d. h. die erwachende Sonne bringt die erstorbene Natur zum Leben zurück, und Blumen und Blüthen erscheinen auf der Mutter Erde durch die Macht der erstarkenden Sonnenstrahlen. Damit ist der Berührungspunkt zwischen dem dgyeKpovtfig und dem ipvxono^inog gegeben; beide nur verschiedene Auf- fassungen Eines Wesens haben hier bei Heracles und Perse- phone dieselbe Funktion. Aus dem in H. ursprünglich liegenden Begriffe des Gottes der untergehenden Sonne erklärt sich auch die Erscheinung, dass er allein die stete Verbindung zwischen Ober- und Unterwelt herstellt, während die andern mit dem Hades in Verbindung stehenden Götter entweder den Hades selbst repräsentiren, so Pluto-Hades, oder nur gezwungen in der Unterwelt sich aufhal- ten wie Heracles, Persephone, Orpheus. Desshalb raubt ferner der im „Hohlberg" Kyllene geborene Hermes gleich am Abend ,..;■,:/':,.,.'■ '■;;^:" — 47 — :■■ seiner Geburt die Rinder des Helios-Apollo; H. H. v. 18. Die ganze Handlung spielt während der Nacht, am Morgen v. 143 kommt er nach Kyllene zurück. (H. H. 19 ist für eine spätere, aus Cultusinteressen eingeschobene Interpolation zu halten, dann können wir v. 17. 18, die Baumeister ebenfalls eingeschlossen hat, erhalten.) Ohne uns auf eine spezielle Erklärung des Mythus einlassen zu wollen, ist hier nur zu bemerken, dass H. im Hymnus früh und Abends in seiner Heimath als anwesend gedacht wurde, von wo aus er am Abend auf Abenteuer ausgeht und zwar nach Westen, indem er die Rinder des Apollo nach Pylos an den Alpheus treibt v. 101. 139, von wo sie der Sonnengott wie- der zurückbringt. " Die Elemente seiner solaren und chthonischen Wirksamkeit sind im Mythus verbunden und deutlich zu erkennen; solai- ist die Rivalität mit Apollo, der Raub seiner Rinder, sein Auf- bruch am Abend nach Westen , seine Rückkehr am Morgen nach Osten; chthonisch ist das Abenteuer während der Nacht, das Verbergen der Heerde in der Höhle in Pylos (im mes- seni sehen Pylos nach Preller gr. M. I. p. 314. 3; cf. P. 4. 36. 3). Die Seelengeleitung (Psychopompie) des Hermes tritt beson- ders in den Choephoren des Aeschylus in den Vordergrund; ihm fällt die Hauptrolle bei der Rache des Orestes zu; (cf. O. Müller gr. Liter, p. 103), ihn ruft Orestes desshalb gleich An- fangs an V. 1: Ebenso ruft ihn Electra an in der schon oben betrachteten Stelle V. 124 und am Schlüsse ihrer Rede v. 147 f.: (Tl'V dSOlCTt Xal rfl XCcl JlXfj PlXTj^OQM. Weil er die Seelen heraufführen kann, wird er auch zu diesem Zwecke bei Geisterbesi hwörungen angerufen; so in den Persern v. 628 f., wo er ebenfalls wie in den Choe- phoren in Verbindung mit der Ge den Geist des Darius auf die Oberwelt bringen soll: aXXd^ X^ovioi datfiopeg ayvoi, , Fri de xal '^Egijtij^ ßaaiXev tivsQOOV, ni^ipaT eveqds yjvxap ig (fwg. A- i','^. ^-. -•^'. ;■ .' '^•^'^i^^ — 48 — - ;^ ■ -; So mit der Unterwelt in enge Verbindung gesetzt wird Hermes c. zum x&6pioq. Der Uebergang vom nofinog zum xOoptog liegt in obiger Stelle im Prädikate ßafftXevg ivigoop „Herrscher der Todten." Er führt und beherrscht die Seelen, streift so an die Machtsphäre des Hades, wird desshalb mit ihm identificirt. Dies geschieht bei der Citation des Darius, wo oben Ge und Hermes als Vertreter der Uhterweltsgotter angerufen werden, in der 2. Strophe v. 650 mit dem Namen Aidoneus, der, da er noch dazu ävanoimog genannt wird, mit dem oben ange- rufenen ßaffiXevg ipegcov-llermea gleichzusetzen ist, wobei die Beinamen wegen dieser IdentificiruiTg vertauscht werden konnten, so dass Hermes der „Unterweltskönig", und Hades der „Seelen- führer'' heisst. Bei Sophocles wird Hermes mit Hades zugleich angerufen. — Soph. El. 110: o) duifju "Aidov xal neq(Te(p6vrig, « x^ovi ^Egfi^ ... — ja ausdrücklich für ihn gesetzt bei Aristoph. Nub. 1234, wo Zeus, Poseiden, Hermes als die Vertreter der drei Reiche ge- nannt werden. 1 Als x^*>^^o? ist 6^ auch, wie wir schon gesehen, mit der Ge oder der Persephone verbunden: Oed. Kol. 1547 f. heisst es: ^Egfirjg o nofinog ij te vigtega &€6g. (vigtega ^eog = Persephone.) Die Entwicklung der Psychopompie des H. können wir ver- folgen an der Hand der verschiedenen Schriftsteller. In der Odyssee ist er ursprünglich nur verwandt für die Unterwelt als arysXog in Verbindung mit Athene Od. 11. 626; doch kommt er auch schon als xpvxonofinög vor, so Od. 24. 1 — 10, während sonst noch bei Homer die Schatten ohne Geleite in den Hades hinabsteigen: Od. 6, 11. 10, 560. 11, 425. In die Odyssee ist somit der Uebergang vom allgemeinen ayyeXog zum speziellen Seelenführer zu verlegen, während im Hymnus dem Hermes schon ganz speziell (ohne Athene) und continuirlich dieses Amt übertragen ist : v. 572. v. 577. Bei Aeschylus ferner ist H. weiter gebildet nicht nur Seelenführer, sondern x^^^''^^ überhaupt, Herrscher über die Seelen , die er nach Belieben auf die Ober- welt zurückführen kann; und bei Sophocles wird er als coordi- nirt dem Hades und der Persephone angerufen und so in der ' .. •iüJjill^iij.'J- \i. Ü ilÜ>«.i ^^wm^ ; •-, - -49 - _ Machtsphäre, nicht nur in der Person wie in den Persern, mit Pluto identificirt. Aus dem homerischen Jiog äyyaXog wird also bei Sophocles der chthonische nofinog; Ai. 832. Oed. Col. 1548. Als Ueber- lebsel der älteren Anschauung ist das Wortspiel des Apollo in den Eumeniden v. 91 bei Aeschylus anzusehen: 7ro(i7iaiog l'(T&i, lövde Jtoifialycov ifiöv IxitfiP . . . ., wo in der Nebeneinandersetzung am noiinatog und noi^aivmv die ältere Darstellung des H. als igiotpiog durchschimmern mochte. In der Od. 24. 10 heisst er als öeleiter der Freier noch *^EQ[ietag axax^ta der „Heiland". Hier also sehen wir die Funktionen des H. iqiovvtog und des H. x^oviog noch unge- trennt, während später diese Begriffe immer mehr convergirten, 80 dass zuletzt die verschiedenen Bedeutungen des H. ganz un- ermittelt neben einander stehen , und man den x^oviog, agyei- g>6vt'rig, eQiovviog ohne die Vermittlung seiner Begriffsbasis als Gott der auf- und untergehenden Sonne als ganz verschiedene Wesen auffassen müsste, die blos im Namen Hermes ein lockeres äusseres Band der Einheit erhalten hätten. Noch mehr erweiterte sich ferner die Bedeutung des H., wenn er bei Aristophanes Plut. 649 angerufen wird cS 6i (rno^ ^EQfjbri, und er bei Hes. wie Pluto als evQVfiidcop „Weitherrscher" bezeichnet wird. Die Pythagoreer fassten den H. nofinog dann mystisch al^ tafilag tcop tpvx^^p auf und knüpften an sein Amt ihre Vor- stellungen von der Seelenwanderung an (cf. Prell, gr. M. I. p. 331), eine Auffassung, die wir als den letzten Ausläufer des Hermes nofinog betrachten können. Den Uebergang vom Geleiter der Schatten zum d. pvxiog mochte das auf Inschriften vorkommende yrjxaTOxog u. xdtoxog (cf. Prell, gr. M. I. p. 330. 4) bilden; die Nothwendigkeit der Erscheinung des Beinamens pvxiog selbst liegt in dem Prädikat X^oPiog-, der Hades war dunkel, also auch der im Hades wei- lende (cf. Gerh. gr. M. §.435 über Hades). Soll xdroxog =■ xat-ox-svg aktiv „der Festhaltende" bedeu- ten, mit welcher Vorstellung von H. wäre dieser Name in Ver- bindung zu bringen? Jeder Zug des H.-Bildes spricht gegen diese Deutung. Eben so wenig passt zu den Eigenschaften des H. die passive Bedeutung xdtoxog „begeistert" ; umsoweniger Hehlis, die Grundidee des Hermes. 4 •^•^^ — 50 — : ^^ dann, wenn wir die Verbindung yti-xdtoxog von diesem Stand- punkte aus erklären wollten. Es ist desshalb — oxog auf eine andere W. als ox = ffex „halten" zurückzuführen, und diese wird die W. ex =■ Fex mit Umlaut in ox^-Q^ oxi-ofiai sein; skr. vah, vah-ä-mi = lat. veh-o, goth. ga-vag-ja, be-weg-e; cf. C. p. 181. 182. '-' Der Grundbegriff dieser W. ist nach Curtius „bewegen**, also xccTOxog aktivisch der „sich hinab bewegende **, „der hinab gehende" = „der untergehende". Das "Wort xdtoxog würde also das umgekehrte Ziel der Bewegung von didxtogog bezeichnen; und wie Sonnenauf- und -Untergang analog-symmetrische Er- scheinungen sind, so würden diese Beiworter auf die beiden Hauptfunktionen des Gottes des Sonnenauf- und -Unterganges sich beziehen und die analogen Wortformen der symmetrischen Begriffe repräsentiren. Es wäre dann W. di-cex : W. xett-sx = SiüxTOQog : xdtoxog = Aufgang : Untergang der Sonne. ^Avtl-oxo-g ist dann nicht „Standfest", sondern „der Ent- gegentretende", „der sich entgegen wendende" =: adversarius.) yij-xdtoxog wäre dann der Hermes x^ovtog, der zur oder in die Erde sich niedeibewegt , und der eben desswegen zum X^optog wird Dieser Beiname drückt so erklärt noch spezieller als xdtoxog das Endziel der Bewegung des Gottes aus; nämlich die Erde. Im mythologischen Sinne verhält sich dann: didxTOQog : ovgdpiog u. aQyeKpovtrig = xdtoxog : x^oviog oder vvxtog, d. h. in demselben Verhältnisse, in dem der Aufgang des Lichtes zum lichten Himmel = Tag steht, steht auch der Untergang dessel- ben zum dunklen Erdenschoos = Nacht. , :j Auf diese doppelte Weise durch einfache logische Ableitung der Nacht aus dem Hades, den Consequenzen aus dem Wt. x^optog (cf. Soph. Trach. 501. €vvvxov''Aidav) und mittelst der mythologischen Brücke des Beinamens xdtoxog (yfixdtoxog) erklärt sich das Prädikat des II. vvx^^? ^^^ ippvxtog, das seiner Lichtnatur ganz zu widersprechen scheint, zur Genüge. Choeph. V. 727. pvx^ov ^ ^Egfifjv. :S H. H. V. 2S4 h'vyvxop, V. 290. fisXaCpfig pvxtog etalge. ■ - -■--■- -^^iiilMiiitiitfiiiifftiinifil' Man könnte allerdings einwenden, diese Prädikate kämen dem H. zu wegen seiner nächtlich sich bezeugenden Diebsnatur, dann aber wäre er nicht von vorn herein der vvxtog, und der Mythus vom Raube der Rinder hätte sich überhaupt nicht bilden können, wenn dem H. das basirende Moment, das im Beinamen vvxiog liegt, gefehlt hätte. Zu derselben Begriffssphäre gehört ferner auch der H. H. V. 15 vorkommende Name e. vvxtog oTKOTrrjTriQ ein ana^ ^^QiJ- liivov = dem gewöhnlichen om^g „der Seher in die Nacht." Wegen der reduplicirten W. 07t und dem einmaligen Vorkommen scheint dieses W. ebenfalls wie äQyeifpovtfig etc. ein nur hier in dem Cultusgesange erhaltenes „Ueberlebsel" aus einer frühern mythologischen Periode zu sein, in der man sich die letzten Strahlen der Sonne personificirt als in die Nacht sehend, in die Finsterniss hinausspäbend dachte. Ein ganz ähnlicher Be- griff ergibt sich, fassen wir vvxtog als Genetivus subjectivus, also der „Späher der Nacht." Der Späher steht wie der Vor- posten auf der äussersten Grenze, und H. steht so „als Späher der Nacht" am Uebergange der Nacht zum Licht: ein Beiname der sich ebensogut mit dem Sonnenauf- als -untergange in Be- ziehung setzen lässt, da in beiden Fällen dieser Üebergang statt- findet. Da der chthonische H. der „nächtliche" genannt wird, hat er es auch logischer Weise mit den Erscheinungen, den Folgen der Nacht zu thun für die Menschen, und da er auf der andern Seite iqiovvtog ist, kann die Wirksamkeit des H. auch auf diesem Gebiete nur eine heilsame für die Menschheit sein. Es bringt desswegen der vvxiog den Menschen Träume und Schlaf als f. oveiQonofjLTtogf ^yi^tcDQ ovelgoov, vnvodotrig. In der Ilias gibt es noch keinen speziellen Trauragott. II. 2. 6 wird oveigog personificirt, Jiog äyyelog heisst er v. 26, je- doch ohne dass dabei Hermes ins Spiel kommt, wahrscheinlich, weil es ein verderblicher Traum ist; v. 6. ovXov oveiQov. Erst im 24. B. v. 455 ist H. Bringer des Schlafes, den er durch Berührung mit seinem Zauberstabe nach Belieben bewirkt; 24. 343 f. H. bringt die Gestalten des Tages gleichsam als Schemen aus der Unterwelt dem Menschen wieder ins Bewusst- sein, indem er die Träume mit seinem Stabe heraufführt, wie er die Schatten zum Hades hinabgeleitet und sie von dort wieder emporführt: so entspricht dem xpvxoTiofiTtog der oveiqonoimdg: . 4* ■f^v?f:'::^-:'S:^-s?^^~ 'X^:^ ' :;^'^*::'??:s::' — 52 — ein Prädikat, das als eine Folgerung aus dem ersten zu betrach- ten ist. Ein anderes Wort für denselben Begriff ist H. H. 14 ^yritanQ oveiqoav „der Führer der (personificirten) Träume.* Bringt H. Träume, so muss er auch deren Voraussetzung, den Schlaf, bewirken können, daher heisst er vnyodöti^g. So schlä- fert er bei ApoUodor mit Stab. und Flöte den Argos ein. . , Der Schlafgott ward desshalb von den Tagesmüden mit Trankopfern geehrt, so Od. 7. 137 von den Phäaken; cf. Fiat. Symp. 7. 9. Sein Bild war an den Fussgestellen des Bettes an- gebracht; Schol. zu Od. 11. 138. : j Man betete zu ihm um gute Träume und der Schlaftrunk selbst, den man ihm darbrachte, und von dem man selbst trank, hiess r - . j ^ g. "EgiJLijg', Poll. 6. 16 i (desswegen iQ(x^v eXxeiv = den letzten Zug thun ; Athen. 1. 32. b.) 10. noXvTQonog, noixilofii^Tfig, riTiegonevti^g, doXo(pqadrig, doXo^iriTi^g 3 xaxo^i^dfig^ alixvXofiritfig doXtog, fifixccviMtrig^ xXe\pl(f)Q(ov^ Xrficrtiigj ^evcc^, ipi^VQtGti^g. Aus dem dem H. immanenten Begriffe des allgemeinen Segens ergab sich, dass er auch zum Patron der Diebe wurde, eine Funktion, die bei einem Wesen, das sonst nur als Anstoss zu segensreichen Verhältnissen wirkt, immerhin auffallen kann; doch seine vollständige Erklärung findet dieser Umstand, be- ziehen wir diese seine Eigenschaft auf seinen Charakter als vvxtog. Die Nacht schützt den Dieb, der desshalb meist unter ihrem Deckmantel seine Pläne ausführt. H. Gott des Zwie- lichtes und der Nacht konnte desshalb wohl der Schutzpatron der Diebe werden. -^ i Doch ist von einem allgemeineren Standpunkte aus be- trachtet dieses Verhältniss zu den Dieben nur ein Ausfluss der ihm beigelegten List und Schlauheit überhaupt: ein ethischer Zug, der sich wieder am besten aus seinem zweideutigen, zwi- schen Licht und Finsterniss schwankenden, Nacht und Tag be- deutenden physikalischen Grundwesen wird erklären lassen. Da er in der materiellen Welt zwischen polaren Gegensätzen schwankte, mussten auch seine ethischen Eigenschaften die- sem Verhältniss entsprechen, da das geistige Moment aus der sinnlichen Basis abzuleiten ist. Phobus-Apollon , der Gott des reinen Lichtes, ist ethisch dem analog Gott der Humanität, die Leuchte auf geistigem Gebiete; Hermes Gott des Lichtes und , - ^' der Finsterniss ist in ethischer Beziehung schwankend zwischen Gut und Böse, beider Gegensätze theilhaftig, vermittelnd zwi- sehen beiden Polen. Besonders reich an solchen Beinamen, die seine Schlauheit, r List, Verschlagenheit bezeichnen, — lauter Eigenschaften, die in der Mitte zwischen Gut und Bös stehen und zu jedem der bei- den Gegensätze sich eventuell rechnen lassen können — ist der Hymnus auf Hermes , dessen Stoff allerdings zur Anwendung solcher Prädikate von vornherein Anlass gab. So finden wir V. 13. a. noXvTQonog ein Beiname, den bekanntlich der ihm ver- wandte Heros Odysseus auch führt; v. 155 TTOtxiXofArit^g „voll mannichfaltigenRathes"; diesen Namen führt Odysseus ebenfalls Od. 13. 293; v. 282. ^neQonsvtrig. Nach C. p. 247 ist dies Wt. von ^neg =.skt. apara „anders" und W. Pen „reden" ab- zuleiten; also bedeutet es „der anders redende" und drückt die Ansicht des Achilles von Odysseus aus IL 9. 313 og xotsqov liev xev&fj ivi tpQSffiv, ciXXo de einriß den er damit einen doppel- gängigen Heuchler nennt. V. 282. doXoipqadfig „der List ersinnende"; ähnlich V. 405. doXoiifivrig „verschmitzt", wie auch Odysseus oft ge- nannt wird; V. 389. heisst er geradezu xaxöfirjdfig „auf Böses sinnend." Seine ethische Doppelnatur bezeichnet ausdrücklich das Prädikat b. V. 13. aifjbvlo[iritfig (einige Hschr. lesen 1. c. ^ifitov^ nach Ruhnken -[iv&ov) ein änn^ etqviiiivov. alfivX-o-g vom St. alfi = a[jb in ccfia] aus dem durch * ver- längerten Stamme erklärt sich das lateinische sim in simul etc., so dass aiiivl-o-g dem lat. simil-i-s entspricht. Gehen wir von der W. a/t* aus, so ist aifivXo[iriTfjg „der doppelsinnige", ähnlich der Bedeutung von noXvfifitig „der vielsinnige." Wahr- scheinlich ist im archaischen Wort aifivXofArjvfig ebenfalls wie in öiüxzoQog, xdtoxog eine ältere sinnliche Bedeutung zu suchen. Diese erhalten wir mit „Doppelmesser", leiten wir den 2. Theil des Wt. iiTj-Ttj-g ab von W. fie = messen; ein Begriff, der mit den Beziehungen des H. zu Tag. und Nacht zu verbinden wäre, oder seine Doppelnatur als Gott des Sonnenauf- und Unter- gangs bezeichnete: der Sonne Auf- und Niedergang ist ja der Zeitmesser von jeher. aluitXog kommt aber auch ohne Zusam- ; mensetzung vor, so von Odysseus ouiivXmtatog: Soph. Ai. 381, fC'-.'-^:' — 54 — • ..^■;..:... 80 dass -fifitrig erst hinzugetreten sein konnte, wie ccefivXog ethisirt wurde, um die ethische Natur des Wortes stärker her- vorzuheben. alfjbvXog bezeichnete denselben Begriff, wie das la- teinische geminus (mit dem es auch lautlich urverwandt zu sein scheint) beim Janus geminus, der ja diesen Beinamen ebenfalls als Gott des Sonnenauf- und Untergangs erhielt; cf. Macrob. 1. 9. 9. So gibt uns das Wort alfivXofirjttjg ganz oder in seinen Bestand - theilen betrachtet höchst wahrscheinlich den Uebergang von der sinnlichen Bedeutung des Hermes zum Anfange seiner ethischen Idealisirung und seiner Auffassung als rein geistiges Wesen. Auch iroXvTQOTiog , das v. 13 mit alfi. verbunden erscheint, muss ur- sprünglich materielle Bedeutung gehabt haben „der sich vielfach wendende =r: umkehrende". Es bezeichnete also auf H. ange- wandt das tägliche Umkehren der Sonne beim Auf- und Nieder- gange, bis sich dieses Wort ebenfalls wie at/tt. durch Metapher ethisirte und zur Bezeichnung geistiger Gewandtheit und Eu- trapelie wurde; cf. C. p. 427. ^^ ; Aus diesen Elementen der Doppeldeutigkeit {alfivXofitfTijg); Wandelbarkeit (noXvTQonog) bildete sich unterstützt durch den aus dorn Begriffe der Nacht {pvxiog) hervorgehenden der Ver- borgenheit das Epitheton des H. > ; '^! c. doXtog. Soph. Philoct. 133: '^EQfiijg 6^ 6 nifinrnv, doXiog» tiy^ffatto VO)P. P. 7. 27. 1. wird in Pellene ein altes Hermenbild des H. doXtog mit dem die physische Natur andeutenden verhüllenden ntXog erwähnt. Als doXiog ist er auch fifjxtxyicinrjg = „voll Kunst- griffe"; H.H. V. 436. Der Beiname xXexpi(pq(av H. v. 413 ist ebenfalls im Zusam- menhange mit doXtog zu erklären. Wenn wir auch nicht, wie bei Prell, gr. M. I. p. 327 geschieht, das Wt. wegen M-nt-tin öN» cla-m, oc-cul-o direkt mit H. vv^tog in Verbindung brin- gen wollen, so doch vermittelst des in doXiog liegenden Begriffes in indirekte, da xXemo) — um auf die der Periode des Hymnus wahrscheinlich zunächst liegenden ältesten Schriftdenk- mäler zurückzugehen — bei Homer und Hesiod noch nicht einen moralischen Fehler bezeichnet, sondern allgemein „heim- lich und listig nehmen" , „heimlich entrücken" bedeutet, so dass xXeiplffQdoy nur als ein variirter Ausdruck für doXiog , SoXofiritfig etc. steht (cf. II. 5. 268; von Hermes Wegen seiner Beinamen doXiog, xXexplcpqmv verbunden mit seinem Segenscharakter als igiovpiog wurde der Hermes xeQÖoiog so später Schutzpatron der Diebe, so dass diese Erscheinung uns nicht nur nicht auffallend, sondern mythologisch noth- wendig vorkommen muss. d. XtiiffTrjQ^ H. H. v. 14, leitet sich, wenn es nicht mit spe- ziellem Bezug auf den Hauptinhalt des Mythus steht, eine An- nahme, der jedoch die übrigen Epitheta ausser iXatfjQ ßocHy wi- dersprechen, — abgesehen davon, dass auch dieses ein älterer my- thologischer Beiname des H. sein möchte, zu dessen Erklärung erst der ausführlich uns vorliegende Mythus mit erfunden sein würde; dafür scheint wenigstens zu sprechen, dass ßodiv nicht zu IfiiatfJQa gesetzt ist, sondern zu iXaT^ga dem blossen „Treiber, Lenker der Rinder**, nicht „Dieb" derselben — mit abermaliger Variation des ursprünglichen doXiog mythologisch ab von ttXexplipqcov und bedeutet „der Beutemacher". (Das oben behandelte XatQig kommt zwar von derselben W. Xa-, ob aber von derselben mythologischen Grundanschauung lässt sich aus Mangel an genügendem Material — nur 2 Stellen — nicht weiter verfolgen). Einerseits hängt also dies Prädikat mit döXtog und xXeipl^QCoy^ andrerseits mit igiavpiog und xsQÖMog zusammen. Der ethischen Bedeutung des H. doXiog etc. entsprechend sind auch die Gaben, mit denen er bei Hesiod dieTandora aus- stattet: Op. V. 67 • iv de ^ifiey xvveov t€ voov xai iiiixXonov ^&og (wo besonders der „hündische Sinn" auffallen muss) ; ähnlich v. 78 yjevded d^alfivXiövg te Xdyovg xai ijiixXonov rj^og, Dass H. auch (pival^ „Lügner" hiess, scheint blos eine Ver- muthung Gerhard's zu sein gr. M. 268. 1. Wegen seiner ai^ivXioi Xöyoi hat er aber H. v. 317 den Namen tpi^vgiati^g-j Aristoph. Plut. 1157, Demosth. 59. 39 (hier Name einer Hermensäule in Athen), xpl^vqo-g geht nach C. p. 482 aus W. i/^t;^-, in xpvd^og^ Nebenform von xpavöog^ bei Aesch. Agam. 465 noch erhalten, her- vor. Für den Begriffsübergang ist von Bedeutung Soph. Ai. 148 : %oiovGd€ Xoyovg xpt&vqovg nXdcffcav, wozu die Schollen erklären : nqog iv exatrtov i^anatojvtog Xcc^qcc. Der Grundbegriff von xpid^VQifftfig ist also der des heimlichen, verleumderischen Zisch- - 56 -- s-'»-.. lers ; also ebenfalls eine Vorstellung von H., die sich an ihn als rvx^^^f ^d^tog und xXe^flipqoav anlehnt. Zu bemerken ist hier noch, dass dies Lügen und Steh- ion, zu dem aber die Götter selbst den Hermes anreizen IL 24. 24, den Griechen nicht als ein Widerspruch zu des Gottes sonstiger, stets im Vordergrunde stehender dyad^odaifiovla als iqiovvioq erschien. Im Gegentheil: bei der scharf ausgeprägten Vorliebe des Griechen für auf merkantilen Verhältnissen ruhen- den Gewinn und Vortheil erschien dem Hellenen dieser Charak- terzug des Gottes als besonders liebenswürdig, und wie die Lieb- lingsfigur im Epos Odysseus war, so im Olymp Hermes. Damit ist die mythologische Ausbildung dieses Zuges zu erklären, der uns später hinüberleitet zum römischen Mercurius; cf. Hör. od. 1. 10. 7 f., Od. 19. 396. ; - I Ausserdem waren in den älteren Zeiten überhaupt die mo- ralischen Begriffe noch nicht streng geschieden (vgl. die Ueber- lebsel davon in der Sitte der Spartaner das Stehlen als eine be- sonders für Knaben empfehlenswerthe Uebung zu treiben und zu pflegen); in der diebischen Gewandtheit zeigt sich nach Ansicht der Griechen die Gewandtheit überhaupt, wie im Lügen speziell die Gewandtheit im Keden: so kann aus dem doXioq der loyiog sich entwickeln. 11. Xöytog. iiafftfiQiog. eQfifjvevg. Wie ^vtöXvxog (Selbstleuchter), nach P. 8. 4. 6 etc. Sohn des Hermes, Grossvater des Odysseus, nach Od. 19. 395 alle Menschen an Schlauheit und Gewandtheit übertraf, Schwarz in Weiss verwandeln konnte und so, ursprünglich ebenfalls Aus- druck für eine Lichtphase, ethisirt den Begriff der Listigkeit in sich concentrirte , eine Eigenschaft, die in seinem Enkel dem nolvTQonog^ noXv^iritig mit seinen alfjuvliot Xöyot, noch mehr her- vortritt, so dass er unter dem bedeutungsvollen Beistand der Athene als der diplomatische Sophist unter den Gestalten der Ilias erscheint, und bei den Griechen als Vorbild schlauer Rede- kunst galt, so entwickelte sich aus dem gewandten, listigen Wesen des Hermes döXiog die höhere Potenz, die Idealisirung des diebischen Schelms im Hymnus, der Xoytog. Vom Gotte des Zwielichtes, dem Mittelgliede zwischen Licht und Finsterniss, der an beiden Erscheinungen gleichen Theil hat, konnte er auch direkt wegen der sophistischen Zweideutigkeit der Beredtsamkeit, der Kunst „diejenigen Vorstellungen im Menschen zu erwecken, die ihm wünschenswerth sei zu erwecken** (Ott. Müll. gr. Lit. p. 314) d. h. der Kunst aus Schwarz Weiss zu machen, zum loyiog potenzirt werden, da ihm, wie seinem Sohne, in materiel- lem Sinne diese Kunst der Verwandlung eigenthümlich war; cf. Prell, gr. M. I. p. 319. 2. Doch obwohl sich diese ihm eigonthümliche Kunst in einzel- nen Zügen auch in äusserlicher Symbolik erhalten hat, so in seinem halbweissen, halbschwarzen Helm etc., so ist wegen des analogen Beispieles des Odysseus und des leichter zu vermitteln- den Ueberganges die Ableitung des Xöyiog auf indirektem Wege vom doXiog vorzuziehen, so dass der H. löyiog als eine höhere Fortentwicklung des in döXiog liegenden Begriffes anzusehen ist. Als Vorstufe und Bindeglied zwischen den beiden Begrififen betrachten wir das Prädikat fiaffti^gtog: Aesch. Suppl. 868. fiaffvriQiog ist nach C. p. 292 mit fjbdffffta „tasten" (zur W. |i*a-, fiav- gehörig) in Verbindung zu bringen, und bedeutet „der Suchende", „der Forscher."' Bass in den Supplices der egyp- tische Herold den Hermes anruft, thut der Gräcität des Beiwor- tes keinen Eintrag, da der Basilius im nächsten Verse bemerkt: d-eovg ivlntcdy Tovg d-eovg ovSiv ffißei, und die d-eol^ die er blos der Täuschung halber nennt, in specie Gott Hermes, griechisch sein mussten. Ausserdem ist die Stelle ein Beweis dafür, dass schon in der Aeschyleischen Periode die Identificirung des griechischen H. mit dem egyptischen Thot ein- getreten ist, sonst wäre v. 870 nicht verständlich, wo der Herold seine Keligion offen bekennt und dem Basileus die irrthümliche Anschauung nimmt, als ob er auch nur formell v. 868 den grie- chischen H. gemeint hätte, dessen Beiwörter aber doch griechi- scher Anschauung homogen sein mussten, sonst hätte der Basileus ihm nicht den Vorwurf der Heuchelei durch blosses Nennen der Namen griechischer Götter machen können. Als a. Xoyiog, der höchsten idealen Entwicklung seines Wesens, war H. Gott der Redner und Philosophen, 6 Xoytahatog S-emv ajidvTCBv Ael. Gall. 2, und auch in dieser Idealisirung Neben- buhler des Apollo, dessen Rival er ja auch auf der sinnlichen Stufe des Sonnengottes ist; so dass die Gleichförmigkeit und Aehnlichkeit dieser Entwicklung auf materiellem und geistigem Gebiete auf die materielle Aehnlichkeit der Grundidee schliessen lässt, von der aus beide Göttergestalten sich analog entwickelten. Horaz drückt den Begriff Ad/«o$ durch facundus aus od. 1. 10. 1. ■liiiiT in 'i,|--iiiiiiiigimaiBliiiii^^ ■L'f^: J58 Da er schon als xi^qv^, als ainvtfjg Gott der Stimme ist, wird er jetzt auch hier potenzirt zum Gott der Sprache als b. €Qfii]P6vg. Deutlich spricht dies Horaz ausod. 1. 10. 2f.: qui feros cultus hominum recentum voce formasti catus, wo vox = €Qfifjpa(a steht, und H. catus = acutus als Xoyiog und €Q(iTiv€vg heisst. , . » Das Prädikat in seiner Bedeutung ist klar, doch wie bei Hermes und egfia etc. stehen wir auch hier vor einer grossen Schwierigkeit, die in der „vraie nature du rapport, qui unit le mot Hermes avec les mots comme igfiij^evco, eQ^i^vela"" liegt, wie Michel Breal bei M. Müller L. II. p. 575 sich ausdrückt. Pott leitet das W. igfirjpevg nach C. p. 324 vom Namen dos Hermes ab. Curtius hat Zweifel von derselben Betrachtung ausgehend, wie bei der Ableitung des Wt. janus vom Gotte Janus. Einen Anhaltspunkt möchte vielleicht bei der Entscheidung über den Zusammenhang von €QfifjP€vg mit Hermes, worüber beide genannte Forscher nicht einig sind, das erste Auftreten und die nähere Betrachtung der Bedeutung des Wortes geben. eQfifjvsvg^ von dem die Wörter kq^rivela, kgitrivexw, kgiir^viviia, iQfirjyevcTtg ^ iqfifjpevTi^g , kqiiripsvtqia , igiirjvsvTixög abgeleitet sind, kommt zuerst bei den Zeitgenossen Pindar und Aeschy- lus vor: , Pind. Ol. 2. 153. iQfiijvtojv x"^*'C*'* Aesch. Agam. 616. toqoiaiv igfj^rfveifnp. j, „ 1062. igfirjPtcog ioixev ^ ^ivri togov deia^ai. In Prosa kommt das Wt. zuerst vor Her. 2. 125. 154. 164 in der Bedeutung „Dollmetscher." J Da nun diese drei Männer Pindar, Aeschylus, Herodot ziemlich gleichzeitig sind, ja sogar die betreffenden Abschnitte bei den beiden letzten fast in derselben Zeit geschrieben wur- den (die Orestie, nach Ott. Müller gr. L. p. 101, 458 aufgeführt, Herodot um 454 in Egypten, wo er die egfii^vetg traf; cf. A. Schäfer: „Abriss der griech. Quellenkunde" p. 21), und auch der Zeitpunkt der olympischen Oden, mit denen Pindar auf dem Höhepunkt seiner Kunst stand, sich damit nach Ott. Müller gr. L. p. 413 ziemlich deckt (nach Heyne's Ausgabe von Pindar fällt der Sieg des Theron, den der Dichter in der 2. olympischen Ode besingt, in die 77. Olympiade, also wäre demnach die Abfassung des Gedichtes um circa 470 zu setzen), so wäre da- w -. , . ■■. .;/;■ :Ä.'^»,i-!A«'i^ _:Mm''^^ mit ein gleichzeitiges Auftauchen dieses "Wortes in den ver- schiedenen Zweigen der Literatur zu constatiren. Für die Bedeutung von eQfAfivevg ist ausser dem Zusammen- hange und dem aus späteren Stellen zu entnehmenden Begriffe das Attribut togog massgebend, da dies an den zwei Stellen gebraucht wird, wo iq^i. überhaupt bei Aeschylus vorkommt, also sigoifikanter Natur zu sein scheint. TOQog von W. tSQ- nach C. p. 209 heisst „durchdringend** und wird von Ohr, Stimme, Rede gebraucht, also „scharf, laut, verständlich" (es ist ganz dieselbe Bedeutungsentwicklung wie bei catus = acutus bei Hör. od. 1. 10. 3). An den ersten Stellen, wo eqiivivevg vorkommt, ist nun ein Wort für „Ausleger, Erklärer** nothwendig; also wäre dann toqog iQfjifjysig ein lauter, verständlicher Erklärer, und entwe- der würde dann togög den Begriff von eqiir^vevg intensiver machen, oder zum geistigen Begriffe „der Erklärer" den sinn- lichen der lauten, deutlichen Stimme hinzufugen: in beiden Fällen muss toqög dem igfiijpevg homogen sein. Was nun die Bedeutungsentwicklung des W. egfjtijyevg selbst anbetrifft, so muss es wie togög und acutus, wie alle Wörter mit geistiger Bedeutung, vom Sinnlichen ausgegan- gen sein; nach Analogie genannter Wörter und nach Be- trachtung der Wörter, von denen aus sich überhaupt der Be- griff des Interpretirens entwickeln kann, sind nur zwei Mög- lichkeiten vorhanden. Nach der ersten heisst igfifjvevg „der, welcher eine Sache klar, hell macht", so dass eg. genau dem deutschen „Erläuterer" entspricht, sofern auch „läutern, erläutern" ursprünglich sinnlich, zum Ausdrucke geistigen Klarmachens erst später verwandt wurde, und „lauter" und seine Composita nur vom Lichte ursprünglich gebraucht werden (Weigand. d. Wt.buch IL 21). Die andere Möglichkeit ist die, dass sich die W. von igfjb. auf die Intensität des Schalles, der Stimme bezieht, d. h. = „der die Stimme laut erschallen lassende", also „der Laute" (= xXv- Tog, wie H. auch heisst, inclitus, hlüt), „der Ausrufer." Da nun die spätere Bedeutung von egfi. zwischen Doll- metscher =z „Erläuterer" und Herold zu „lauter Ausrufer" schwankt, und naturgemäss nur diese beiden Begriffsableitungen bei dem Wt. denkbar sind, so müssen wir eine Etymologie suchen, deren W., wie die deutsche W. hlüt zu ^lauf" und -" ■<.■■. "nifhah-i rtr ^__^^^^^^lj^^l^^ — 60 - „lauter" sich entfaltete, ebenfalls wo möglich beide Begriffe aus sich entwickeln lässt. , ^, Etymologisch kann nun kqfirive'ög entweder auf einen aus 2 Wurzeln zusammengesetzten Stamm, oder auf einen durch Suffixbildung verlängerten zurückgeführt werden, d. h. entweder ist ig- [ifjp-evg oder igfA-i/jv-evg abzutheilen. Nehmen wir in firjv bei der 1. Abtheilung dieselbe W. wie in fifiv-v-co (C. p. 291) „kund machen" an und ziehen ig zur W. von €QfAa, eiQ^og etc., welche „die Verbindung" bezeichnet (C. p. 330), so hätten wir mit Rücksicht auf die Personalen- dung €vg die Bedeutung: „der die Kundmachung vermittelnde" = DoUmetscher. Doch lässt sich dagegen einwenden: 1. Die unverbundene Nebeneinanderstellung der W. ig und fAfiv. 2. Die Beobachtung, dass die Wt. auf evg gewöhnlich von Adjektiven oder Substantiven abgeleitet werden (cf. C. p. 558) als Erweiterung von Stämmen auf -o-g] Buttmann gr. Gr. §. 119. 11. 2. Käme kgiiriveifg von einem Verbum auf ito , so müsste doch eine Spur davon erhalten sein; wir haben aber nur sgfifipevca. ' ' ' Da andere Wurzeln bei der 1. Abtheilung kaum möglich sind, bleibt uns nur die zweite Zerlegung, wornach igfi-ijy-evg sich direkt von '^Egfi^g gebildet haben würde. Das einfachere egfievg konnte nicht gebildet werden: 1. wegen der geringen Differenz der Wt. '^Egfirig ^^^ igfievg in diesem Falle; 2. weil der Stamm von ^Egfjbijg '^Egfjbet — lautet. ., Zur Ableitung wurde entweder blosses formales v oder das Suffix av (C. p. 614) angewandt ; also erhielten wir egfi-st-ia) v-evg, ' durch Contraktion in beiden Fällen kgfi-riv-evg, n^ Die Bedeutung betreffend, so drückt das Suffix av die Be- ziehung auf die W., hier Hermes aus, also: „ein Mann des Hermes, ein Mann wie Hermes." , Da nun in der Periode der Bildung des W. igfirivsi^g im 5. Jahrhundert die Funktion des H. als Götterbote alle übri- gen im hellenischen Griechenland (im Gegensatze zum pelas- gischen Arkadien etc.) in den Hintergrund gedrängt hatte, so ist ^ein Mann wie H." einer, der den Verkehr unter den Leuten ,i^mtMmtiäiäMsUmtiiMa^^ ■?»;:?*^- ■ -. durch Reden, Erklären, DoUmetschen vermittelt = Ausrufer, Erläuterer, Dollmetscher. Auf diese Weise werden ungezwungen die verschiedenen Bedeutungen des "Wt. Iß/*, erklärt; ihre Basis ist die Vermitt- lerrolle des Hermes, daher auch die etymologische Ableitung. M. Breal dürfte diese Erklärung des „rapport" genügen. Später wurde diese ursprüngliche engste Beziehung zwischen EQfjbfjg und iQfiijpevg vergessen, so dass sogar dieses Wt. , ein etymologischer Ausfluss der Thätigkeit des Götterheroldes Hermes, ihm selbst in entwickelter geistiger Bedeutung als signifikanter Beiname beigelegt wurde vermittelt durch das Epitheton Xoywg. Noch später wird in Anknüpfung an den Beina- men „Hermeneut" durch mystisch - philosophische Ausdeutung und Zusammenschweissung mit dem ähnlichen egyptischen Thot der igfAfjvevg xav i^ox^y zum vovg und Xoyog, d. h. zum all- gemeinen Lebensprincip : Beziehungen, durch die der griechische Gott Hermes die Selbstständigkeit und Originalität seiner Indi- vidualität vollständig verlor ; und sein Name zu einem theoso- phischen Symbol wurde; cf. ''Eq^irig TgigfieyiCtog. So war die höchste philosophische Entwicklung der Grund- idee des Hermes zugleich der Grund des Unterganges seiner Persönlichkeit in pantheistischer Mystik und theosophischen Phantasmen. Was schliesslich die allgemeinen Bedenken von Curtius wegen Ableitung von igfifipsvg vom Namen ''Eqfifjg betrifft, dass er keinen in dieser Weise verwandten Stamm wisse, so ist zu erwägen: 1. dass Hermes überhaupt ein Wesen ist, das wegen seiner bestimmten Stellung im Götterkreise, die keinen Stoff für My- thenbildung mehr gab, am leichtesten zum Ausdrucke für eine allgemeine Idee genommen werden und so einen Stoff zur Wortbildung durch seinen Namen liefern konnte; 2. dass H. Gott der Bede und geistigen Yermittlung als löyiog ist ; da es aber später an einem entsprechenden Wt. zum Ausdrucke für geistige Vermittlung fehlte (xtjQvaasty blieb stets auf der sinnlichen Stufe stehen), bot sich dem plastischen Sinne t.;^.M>^^i. '».fe^^:,^. ^r....^-.:^^^ .->- ^.^ . .. ^^-.j.iaftJteaifliM MiWüif iüiiiiiiilii äes Griechen am einfachsten der Name des Hermes , in dessen Wesen sinnliche und geistige Vermittlung zugleich lag, zur Bildung eines "Wt. dar, das so zugleich ebenfalls beide Seiten des Verkehrs ausdrücken konnte; 3. dass wir noch andere Beispiele haben, wo sich das spe- zifische "Wesen eines Gottes in einem vom Namen desselben abgeleiteten Worte manifestirte ; so: < Bacchus, bacchari etc. 12. x^Qf»>6(pQMP j ;fap«(f didxToge^ Sootoq idcov. Stände hier x^Q^^^'^^V^ ^= igtoiiviog^ so wäre H. wegen ömtwq ideov in dieser Eigenschaft doppelt bezeichnet, nehmen wir aber Xf^gi'i in seiner ursprünglichen Bedeutung „Glanz", so ist H. in diesem Verse nach 3 Richtungen hin charakterisirt : 1. nach seinem potenziellen Wesen als didxToqoq\ 2. „ „ aktuellen » „ x^P*^^^*??» 3. nach seiner utilitarischen Stellung für die Menschheit als ÖMxooQ idcov. Die Stellung von ;faß«dwiri/e „dem Glanzverleiher" erklärt sich aus dem beabsichtigten Wortspiele mit x^^Q^ ^nd ;fa^*d(>)riys. Dasselbe wie ;faßtdö)Tjyg drückt der Vers in der Odyssee 15. 320 aus: x^Q^^ ^^^ xvdog oTidl^ei. Was sollte hier die xdg^g = „ Anmuth" beim Feueranmachen, Brennholz nehmen und braten ? Wenn der Vers überhaupt mehr als phraseologischen Werth hat, muss sich doch xdgtg auf die Dienste beziehen, die H. leisten will, und desshalb wird hier x^Q^? „Feuerglanz" am besten bedeuten. Was soll ferner die x^^Q^^ „Anmuth", die dem H. im H. H. - V. 575 von dem Kroniden verliehen wird? Die Eigenschaften, — 64 - .;--^^;; Beioamen, Handlungen sind im Hymnus viel zu materiell, um gerade hier einen so feinen geistigen Zug annehmen zu sollen, wie dass H. dem Zeus die Anmuth verdanke. x«C'? ''^t hier ebenfalls der Glanz, den er als xQ^^OQQantg (H. H. v. 539), als Bruder des Sonnengottes Apollo , besitzt. Für die Auffassung von x^Q^? ^^ „Glanz der Sonne" zeugt schliesslich auch des H. Name c. ^yeficop Xaqittav (Aristoph. Pac. 456, Plut. de aud. poet. 13, Eudoc. p. 153). Die Chariten, die ursprünglich in besonderer Beziehung zu den Lichtgöttern Zeus, Apollo, Eros, Helios, Hephaestos stehen (cf. Gerh. gr. M. p. 572) , sind desshalb ihrem ursprünglichen Wesen nach auch mit dem solaren Gotte Hermes in enger Ver- bindung. Hätte auch M. Müller nicht die Identität der Charis mit der glänzenden Morgenrothe vom vergleichenden Standpunkte ' aus bewiesen, so müssten wir auf ihr Lichtwesen doch schliessen : 1. aus ihrer Verbindung mit den genannten Göttern; 2. speziell aus den Beziehungen der Charis Aglaia zu He- phaestos; H. 18. 382, Hs. Th. 2. 945; " 3. aus dem Namen der ^^yXaii] = Alykala von aiy^il = „Glanz" (desshalb Aigle Mutter der Chariten nach P. 9. 35. 5); 4. aus dem Beiwort der Aglaia IL 18. 352 XinagoxQridsii' yog „mit glänzendem Schleier" [Itnccgog eigentlich „fett- glänzend" hat sich später wie x^Q^^ vergeistigt). "Wie also Apollo, Gott der strahlenden Sonne, der Bruder des Hermes, Führer der Chariten ist, so hat auch H. , Gott der Morgensonne, den Beinamen ^ysfiMv Xaqltmv. Die Chariten ij sind ursprüglich Personificationen der ersten einzelnen Sonnen- strahlen, und H., Gott der Morgensonne , ist desshalb ihr Haupt, ihr Führer; sein Gefolge bilden die Sonnenstrahlen. Später als x'^C? "^ „Anmuth", und die Chariten die Gott- heiten der Grazie geworden waren, musste auch der Führer der Chariten seine Bedeutung ändern; H. wurde als der Grazien Führer zum Gotte der Anmuth, zum Repräsentanten des Scho- nen in Kunst und Poesie, und desshalb kam ihm wie Apollo die Lyra zu (cf. H.H. an verschiedenen Stellen v. 17. v. 40— 54). -r^f*-"-*- I Schlussbemerkimg. Die Entwicklung des Hermes von der solaren Grundidee aus ist schon durch die ganze Betrachtung gegeben; zur Ueber- sicht der überhaupt in ganz Griechenland vollzogenen Evo- lution der Grundidee des Gottes und zugleich zur Illustra- tion des 80 gut auf dem Gebiete der Mythologie, wie auf dem der Naturwissenschaften, der Sprachbildung, der Geschichte, des menschlichen Denkens überhaupt (cf Ausland. 1873. 35 „neue kulturgeschichtliche Forschungen") wirkenden Gesetzes, dass scheinbar unterbrochene Entwicklungsformationen stets durch Zwischenglieder vermittelt werden, dass „scheinbar dis- parate Phänomene durch eine fortlaufende Kette '^ nach dem Gesetze der Causalität noth wendig existirender Zwischenstadien verbunden sind, geben wir folgende Tabelle. Es ist dabei zu bemerken, dass unterstrichene Beinamen sich vom materiellen zum immateriellen Begriffe entwickelten; die Verbindungslinien deu- ten Ableitung und Zusammenhang einzelner Epitheta an; wenn von (TtQOfpcciog und odioq zwei Linien zu den zwei sinnlichen sich ergänzenden Erscheinungen des Gottes laufen, so deuten diese an , dass , wie oben ausgeführt , der Begriff des odiog von der Idee des H. als Himmelspförtner, als Gott des Sonnenauf- und -Unterganges abzuleiten ist etc. Alle Beinamen sind nicht in der Tabelle aufgezählt, nur die hauptsächlichsten sind davon er- wähnt ; die Nummern 1 — 12 verweisen auf die im Texte oben stehenden Abschnitte. . '■,::.:rrA^- Hermes^ Sonnenaufgangs und Son iiäMTOQOf'ltigri^poyt^f, (-^arti^C) XePKog, wtuÖQog I I. Periode. Naturgott Ji9c il/yeiof — \ \ \ N- ff-«crroxoc> ^ VhX$Oi pvx%og Qftmnf^ ni. Periode. auf jieistigem Gebiete. ffXiStQon^fp/iäfkvloii^iig. \ xäg^dmtiic, x^'^Qi^Q^y» d4Xiog, Miit/fi^qmr. tifwg, kqiik^v9vg | [ N. 10. I Uyg, yoifg. I N.n. \ 9ig A$dfi¥ Mx . >) Kach d«n Aatfllhningai tnb N. 10 lind nMtg. und m^vJU der Ansdnick fQr die Venchtedc auf sinnlichem Qebieteu .. ■ ^ >: '■ -' > V v^ü'ii.i* Ilitiiii>f in?« ■■ • 1 irmes, Gott des "iC^^S^-'v" ';=:.:- 'vji^^^": dtoxog, ngocilifwo^ :■:* i( A^dfi¥ £fjr§Xofy yyy>iPO|»m»g. jania$ T. \pvxmv. Tenchiedenheit der Formea dei H. tmprfogiich «-r^^ >i-n«i! k» feiner iitilitarischen Bedeulmig für die Mensehheit 1. allgemein. d«>rtf^ ^ottif, igtxO'ofto^ axa»i^^o( K.l. 3. Laadbau. Teofpi6ito$| ;roAi)/«eg, x(««^o(foc. K. 2. 8. Heerden* yd/Moc. 17.3. 4. Beiehtlmm. x£<^^e^«n«^ K.4. 5. Handel u* Verkehr. n€^df9i, aroQato^, N. 6. 6. Seewesen. StiXaerfftQCy indxtttk^, N. 5. 7. Btrassenwächter. etif^oftatog^ oSiog, N. 7. 8. QrenzwiyiM(Sfrimti^(ibt0g. K. 7. $. Jagd n. Krieg, ilrtfkdviog, qdUoQ, K. 7. la WettUmpfd. €ir*hvt9i. N. 7. 11. Patron der Palaesira. ireri^v^^g. N.2. 12. Patron der Diebe, ttli^ig^quiy, 5.6. Tfii T n ftiitmm 'n f ^.^_- ,^i^-^ V . '■m i6vir)q — aQyeiiftovrrjq. 9 V. u. L f. Rangs — Ranges. ff. 1 f. ttQYfKpovTijg — nQyf-i'q'oyTrjg. 17 V. 0. 1. f. bot — boten. 7 V. 0. 1. f. '^4Qyii(fovTr)q — nQyf'iifovTtj^. 13 V. 0. 1. f. unterganger - Unterganges. 3 V, 0. 1. f. ^ttGlXftU — fi(tGlX(l\ 22 V. 0. 1. f. ififTTfofh — cf^ffrro.'^'. 8 V. u. 1. köyot — H. H. V. 317 — hat er aber den Namen etc. 19 V. 0. 1. f. Basilius — Basileus. 8 V. 0, 1. f. EQfitjq — 'Egfjfjc. ! -«•»- / T.^ •■.■>:-.-■ wÄj-.: ; '■r'' :>.^ .^* Vii^; :r^: A^^ >•-. m: ;i:; ;;- -w%-1 E'V. ■*■:•■ C . .(^ .-> !?-;H,^,>v- ■i^- V ♦■— '»^-Äi. . ■ y^^m *<*'*--i . ' ii :,tu. : ytAsMK'l _iA.»jÄfeÄ^>, . •».■ ii^^^t^ä^mmma^ä